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Filmtipp: "Raving Iran"3 min read

27. September 2017 2 min read

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Filmtipp: "Raving Iran"3 min read

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Musik machen, auf Partys gehen und mit Freunden eine gute Zeit verbringen. Es klingt wie das normalste der Welt, doch für die beiden Teheraner DJs Anoosh Rakizade und Arash Shadram vom Künstlerduo Blade&Beard war dieser Weg mit viel Aufwand und Gefahren verbunden. Der Film „Raving Iran“ von Susanne Regina Meures nimmt dich mit in die Iraner Underground-Technoszene. Auf verpixelten Handyaufnahmen und schrägen Kameraperspektiven begleitet man das Künstlerduo auf dem Weg ihr neustes Album zu veröffentlichen.
„Glaube mir, jeder möchte weibliche Sängerinnen. Aber das ist natürlich nicht möglich.“ Ein wenig Humor zeigt die Frau im Ministerium für Kultur und Islamische Führung in Teheran dann schlussendlich doch noch. Trotzdem, ihre Entscheidung steht fest: Eine Genehmigung für das neue Albumcover von Anoosh und Shadram gibt es nicht. Die Regeln sind klar. Kein Englisch auf dem Cover (Ausser „Made in Iran“), nichts Westliches, nichts Politisches und so weiter.

Es ist ein weiterer Rückschlag für die beiden Teheraner DJs, denn ohne offizielle Genehmigung vom Ministerium wird es schwierig für sie, ihr neues Album zu publizieren.
Elektronische Musik dieser Art ist im Iran verboten.
Die Entstehung des politischen Systems des Iran geht auf die Iranische Revolution im Jahr 1979 zurück und die damit verbundene Absetzung des pro westlichen Regimes des Schah Mohammad Reza Pahlavi. Die heutige Verfassung entspricht in weiten Teilen aus dem erarbeiteten Konzept des damaligen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini.
Jedes Jahr nimmt die Sittenpolizei im Iran hunderte von Personen aufgrund satanistischen Raves, unangebrachter Kleidung und obszönen CDs in Haft.
Anoosh und Arashs Stellung hierzu ist klar. So antworteten sie in ihrem Interview mit Watson auf die Frage, wieso ihre Partys Illegal sind:
„Das hat eine gesellschaftliche Ursache. Im Iran ist eigentlich alles verboten was Spass macht. Auch Musik und Partys, wo sich die Menschen freuen, wo sie sich gut fühlen und ihre Begeisterung auch ausdrücken können. Das alles wird nicht geduldet.
[watson.ch, Stand 20.9.17]
Anoosh und Arash organisieren ihre Partys also im Underground und das ganze ist jedes Mal mit viel Aufwand verbunden. Man setzt auf Mund zu Mund Werbung um die Infos unter Gleichgesinnten zu verbreiten. Sich über den Onlineweg bemerkbar zu machen wäre zu riskant. Einmal wurde Anoosh bei einer aufgeflogenen Party verhaftet und mit Narben auf dem Körper wieder vom Gefängnis entlassen. Ein anderes Mal musste man der Polizei 2000 Euro geben und dazu noch den DJ aushändigen, erzählte Anoosh im Interview mit Watson.

Rückschläge gab es für die beiden viele, doch zurückhalten tat es sie nie. Ihr Herz schlägt ganz klar mit 180bpm. Techno ist ihre Leidenschaft.
So ist es auch wenig erstaunlich, dass die Jungs von Blade&Beard schlussendlich doch noch zum Druck ihres Covers gekommen sind, auch wenn nicht ganz auf dem legalen Wege. Ihre CDs verschickten sie anschliessend in die ganze Welt hinaus.
Eine der CDs gelangte in die Schweiz zu den Organisatoren des Lethargy Festivals, welche sie zu ihrer eigenen Überraschung nach Zürich an die Street Parade und einen Auftritt in der Roten Fabrik einluden. Hier erwartete sie eine ganz andere Welt. Nach ihrem erfolgreichen Auftritt in der roten Fabrik und einem Besuch an der Street Parade stellte sich jedoch die nächste Frage. “Wie weiter wenn das Visum endet?“

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