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Olga Titus – Ein gemütliches Gespräch mit einer Schweizer Künstlerin5 min read

26. Oktober 2018 4 min read

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Olga Titus – Ein gemütliches Gespräch mit einer Schweizer Künstlerin5 min read

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Olga Titus ist eine Schweizer Künstlerin mit einem Vater aus Indien, welcher in Malaysia aufwuchs und dort eine Schweizerin kennengelernt hat.
Ihre Kindheit und Jugend wurde geprägt durch MTV Musikvideos, Livekonzerte, Basteln und diesen einen Sehnsuchtsort Malaysia, – die andere Welt. Sie hat ursprünglich Textildesign in St. Gallen gelernt und dann an der HSLU Bildende Kunst studiert. Olgas Werke sind farbig, überladen, leuchtend, manchmal kitschig und multikulturell.
Im Rahmen ihrer aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Luzern, haben wir uns mit Olga unterhalten. Unser «Schwatz» ging von Wes Anderson bis hin zum Sinnieren über Sinn.

Neve Regli: Ich habe mal gelesen, dass du früher ab und zu ein Bravo gelesen hast. Findest du, dass das Bravo deine Werke beeinflusst hat?

Olga Titus: Also das Bravo spezifisch nicht. Aber sicherlich die Popkultur, Musik und Musikvideos.

NR: Was hast denn du so gehört?

OT: Ganz Verschiedenes aber sicherlich Hiphop habe ich viel gehört und jetzt mehr elektronische Musik. Als Kind habe ich oft die LPs von meinen Eltern gehört, wie zum Beispiel die Beatles.
Ich war halt schon damals an vielen Livekonzerten mit meinen Eltern.
Und MTV. Dies hat mich auch stark geprägt.

NR: Du hast ja malaysische Wurzeln. Denkst du, dass die Kunst aus Asien dich auch beeinflusst hat?

OT: Oftmals war Asien so eine Sehnsuchtswelt für mich. Aber die asiatische zeitgenössische Kunst ist im Großen und Ganzen eher weniger überladen. Die Volkskunst oder die alte Handwerkskunst ist eher überladen und farbig, was ja auch mit der Umgebung von Asien zu tun hat. Die Götterwelt, das Essen.

NR: Als ich deine Werke so gesehen habe, ist mir zum Teil Wes Anderson in den Sinn gekommen.

OT: Ah ja? Witzig! Bin Fan von ihm (lacht)!

NR: Ja, irgendwie ist er mir da durch den Kopf gegangen. Ich glaube vor allem, weil deine und seine Werke so farbig sind und viel Detailreichtum haben.

OT: Ja, auf alle Fälle. Was ich auch oftmals mache, ist mit der Symmetrie zu arbeiten. Bei einer Videoinstallation, die ich in Paris geschnitten habe, kommen Hände aus der Mitte raus. Ich verwende das noch oft in Videos.

NR: Ah ja stimmt, du warst ja auch in Paris!

OT: Ja, genau. Ich war in Paris an der Cité des Arts, war voll cool. Dort hast du so ein riesiges Gebäude mit so zwei bis dreihundert Künstlern. Seien das zum Beispiel Schauspieler, Musiker oder Tänzer. Da kann man sich gut austauschen. Paris hat für mich auch dieses Flair wie in einem Wes Anderson Film. Da habe ich auch immer Wes Anderson Soundtracks gehört.
Aber das ist ja ein voll geiles Kompliment, dass dich meine Arbeit an Wes Anderson erinnert, danke! Ja, ich mach jetzt dann mit dem Wes Anderson einen Film (lacht). Sag ich auch immer meinem Freund, der im Filmbereich tätig ist. So à la:  der Wes Anderson ruft mich mal an wegen einem Dreh.

NR: Gibt es Künstler*Innen mit denen du gerne zusammenarbeiten würdest, abgesehen von Wes Anderson?

OT: Ja, absolut. Da gibt es zum Beispiel eine coole Luzerner Künstlerin Husmann Jenni. Die macht auch so krasse abgespacede Kunst. Wir haben uns noch nie kennengelernt aber folgen uns gegenseitig auf Instagram (schmunzelt). Da gäbe es noch einige Künstler*Innen mit denen ich gerne was machen würde. So eine grosse, gemeinsame, üppige Ausstellung fände ich mal cool.

NR: Noch schnell zu Wes Anderson, ich finde, ihr habt auch beide so ein Detailreichtum. Wie wichtig ist für dich das Detail?

OT: Also, der Wes Anderson ist ja ein Perfektionist was das anbelangt. Ich nicht unbedingt. Ich erschaffe lieber so, dass man beim Betrachten eines Werkes die Kraft, die drin ist, spürt. Es hat auch etwas Rohes. Für mich wiederum als Künstlerin im Schaffensprozess hat es was Interessantes, wenn ich so im Flow drin bin und einfach weiter machen kann, ohne an einem Detail gross stecken zu bleiben. Schlussendlich ist es ja auch die Idee hinter diesem Werk. Ich mag es in diesem grossen Kosmos zu schwimmen und immer wieder was Neues auszuprobieren.

NR: Wie weisst du denn, dass dein Werk fertig ist?

OT: Ja, da bin ich mir manchmal selbst gar nicht so sicher. Je nachdem was du für ein Medium brauchst, ist es einfacher zu sagen, wann etwas fertig ist. Bei Videoinstallationen zum Beispiel ist es einfacher irgendwann den Schluss zu finden, als zum Beispiel in der Malerei. Bei Videos oder Basteleien kannst du auch besser Planen

NR: Wie kreierst du eigentlich deine Videos?

OT: Meistens möchte ich eine gewisse Stimmung erzeugen, da mache ich mir manchmal gewisse Gedanken im Vorhinein oder ich habe mir irgendwelche Bilder gesammelt, welche mich inspirieren. Aber es kann auch sehr intuitiv sein. Von dort aus schaue ich dann einfach was passiert. Ich mag es in verschiedenen Genres einzutauchen.

NR: Du hast ja zuerst noch eine Lehre im Textilbereich gemacht.

OT: Ja stimmt. Ich habe glaub schon ein Flair mit Textilien und arbeite in der aktuellen Ausstellung auch mit Textilien. Aber es hat mich eigentlich schon immer von Anfang an Richtung Kunst gezogen.

NR: Findest du denn, dass Kunst Sinn machen muss?

OT: Ich glaube, dass diese Sinnfrage aus zwei Perspektiven betrachtbar ist. Zum einen vom Betrachter*in und zum anderen vom Künstler*in selbst. Da kann etwas für den Betrachter*in null Sinn machen aber für den Künstler*in schon. Entweder holst du die Menschen mit den richtigen Tools ab oder nicht. Aber das ist sehr unterschiedlich, da ja alle anders drauf sind.

Und zum Aspekt ob es für den Künstler*in Sinn machen muss, finde ich, muss es nicht immer einen tiefschürfenden philosophischen Sinn haben. Ich mag auch Nonsens Kunst. Es kann ja auch einfach etwas Absurdes sein, was aus dem normalen Denken rausholen kann.

NR: Was würdest du denn gerne dem Betrachter vermitteln?

OT: Ich finde das noch eine schwierige Frage. Zum Teil probiere ich ja auch mit Humor Menschen zu erreichen. So das Humoristische, finde ich, ist ein guter, direkter Weg. Für mich hat’s aber auch dieses kommunizieren zwischen zwei Kulturen, ein Verbindungsglied zu werden und verschiedene Themen zu beleuchten.

Merci Olga, für dieses wunderbare Interview! Ihre Ausstellung «Faux Uni» kann man noch bis zum 11. November in der Kunsthalle Luzern besuchen. See you there!

Interview: Neve Regli
Bild: Kilian Bannwart