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Eingewölkt und weggeblasen – Naxatras & Oakhead im Coq d’Or7 min read

4. November 2018 5 min read

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Eingewölkt und weggeblasen – Naxatras & Oakhead im Coq d’Or7 min read

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Es ist Freitagabend in Olten. Unscheinbar treten Oakhead auf die Bühne. Die dreiköpfige Psychedelic-Rock-Band überrascht mit viel Wah-Wah und psychedelischen Gitarrensolos. Löblich, dass die Band eine lokale war, die auch im Stil Naxatras ähnelt.
Nach einer Kippe draussen, betraten wir den kleinen, verqualmten Konzertraum. Schnell wurden unsere Ohren mit einem satten psychedelischen Klang beschallt. John Vagenas, der Bassist und Vokalist, holte uns mit seinem an die 70-iger erinnernden Gesang ab. Sie beeindruckten uns mit ihrem facettenreichen Sound, zum Beispiel spielten sie einen crunchigen Blues-Song. Plötzlich erklang ein Sound der einer heruntergepitchten Sirene glich. Ich war begeistert.
Die Lieder besassen in sich selbst schon eine derartige Heterogenität, sodass man immer wieder überrascht war als das lang für verstummt gehaltene Thema wiederauftauchte.
Mein Höhepunkt war die wellenumschlängelnde Gitarrenspur in der Mitte des Konzerts.

Naxatras im Gespräch

Elia Brülhart: Habt ihr vor Naxatras in anderen Bands gespielt?
John Delias: Ich spielte mit Costas, dem Schlagzeuger. Wir waren in einer Band in der Oberstufe und wir jammten und spielten vor allem Cover-Songs. Aber John kann dir noch ein bisschen mehr über das erzählen.
John Vagenas: Ich war in drei Bands vorher, auch in der Oberstufe. Eine war eher an klassischen Rock-Covers orientiert. Eine war eher Doom-Metal und die andere war eher Punk-Rock, wie Red Hot Chili Peppers.
Gregory Li: Wie ist die Stoner-Rock-Szene in Griechenland?
JV: Die Stoner-Rock-Szene in Griechenland ist am Wachsen.
JD: Vor allem die letzten vier oder fünf Jahre wurden viele Bands in Europa und auf der Erde berühmt. Zum Beispiel 1000mods, Nightstalker, Planet of Zeus, Tuber und die touren vor allem durch Europa.
JV: In Griechenland haben diese Bands alle Konzerte und so haben die fremden Stoner-Bands nicht wirklich Ansehen. Da sind immer Leute, 1000mods spielen in einem Raum mit der Kapazität von 3000 Leuten. Wir spielten in einem Raum mit der Kapazität von 1000 Leuten in Athen, das ist recht verrückt. Verglichen mit Europa ist es viel besser in Griechenland.
JD: Vielleicht weil wir Griechen sind, ich weiss nicht ob das der Grund ist. Aber es gibt Leute die diese Art von Musik stark unterstützen.
GL: Habt ihr die Szene in Griechenland aufgebaut?
JD: Ja, es schaut so aus.
JV: Ja, irgendwie schon. Wir wurden von den vorherigen Bands beeinflusst, jetzt werden die nachfolgenden Bands von uns beeinflusst und es ist wie ein Kreis.
JD: Wir spielen Festivals mit diesen Bands zusammen, das bedeutet dass die Leute die zum Beispiel für 1000mods an das Festival gehen, uns vielleicht auch mögen wegen der Ähnlichkeit.
JV: Viele Leute erfassen es als Szene, in Griechenland wie auch ausserhalb von Griechenland.
EB: Wie kam Naxatras zustande?
JD: Ich traf John beim Studieren an einer Filmschule in Griechenland und wir chillten zusammen und hörten die gleiche Musik und tauschten sie aus. Und wir entschieden uns eine Band zu gründen. Ich rief Costas an, um zusammen zu spielen. Und John, mein Freund, spielte Gitarre und wir gründeten eine vierköpfige Band. Und nach etwa 2 Jahren wurden wir Naxatras. Der erste Name war Dust und wir spielten eher härtere Musik. Und als wir zusammen waren, arbeiteten wir seriöser und wir waren fokussierter. Und wir schrieben das erste Album und nahmen das erste Album nach zwei Jahren auf.
GL: Hattet ihr ein Konzept hinter eurem neuen Album?
JV: Ein Konzept nicht wirklich, wie bei Pink Floyd – The Wall, was ein enges Geschichtenerzählen ist. Wir haben aber eine Struktur wie die Songs angereiht werden, um das Ende der Geschichte zu erzählen – es ist abstrakter. Wir haben auch eine limitierte Plattenversion veröffentlicht und haben ein Poster beigefügt mit einer kryptografischen Nachricht, welche das Mysterium der Geschichte des Albums lösen sollte. Es ist aber sehr abstrakt wie ich dir erzählt habe, es ist vielleicht symbolisch oder so.
EB: Was bedeutet Naxatras?
JV: Es sind die verschiedenen Phasen des Mondes in der hinduistischen Astrologie. Es sind die 27 Naxatras.
JD: Manchmal 28.
EB: Habt ihr irgendwelche Verbindungen zum Hinduismus?
JD: Nicht wirklich, wir mögen es einfach darüber zu lesen, vor allem John.
JV: Aber es ist einfach der Sound den wir mochten.
JV: Wir sind aber auch interessiert an ganz vielen verschiedenen Philosophien und am Lesen ebendieser.
GL: Wer schreibt eure Lieder?
JV: Alle von uns auf eine Art. Vielleicht kommt John mit einer Idee und wir fügen eine Bassspur und das Schlagzeug hinzu. Oder ich komme mit einem Riff und dann kommt John mit einem anderen Riff. Oder Costas spielt einen Groove und wir jammen und etwas entsteht daraus.
EB: Wer kreiert eure Covers?
JD: Es ist Chris RW., das ist der Name des Künstlers und Maler. Er ist ein Freund von uns, der Grafikdesigner ist. Aber die EP, kennst du das Pferd auf der EP?
EB: Ja.
JD: Das ist kreiert von einem anderen Freund, Skitsos.
EB: Auf drei eurer Alben sieht man Masken. Was ist die Geschichte dahinter?
JD: Ich glaube das war seine Kreation, aber wir sagten ihm, dass wir etwas wollten das wie eine Phase ausschaut. Und er dachte sich das aus und wir mochten es von Anfang an.
EB: Gibt es einen kulturellen Hintergrund zum Albumcover?
JD: Er dachte es sich aus als er sich unsere Musik anhörte. Ich denke, wenn du diesen Typ siehst, gleicht die Maske ihm.
JV: Sie sieht aus wie er, einfach in einer südamerikanischen oder afrikanischen Aufmachung. Es ist entfernt basiert auf einer afrikanischen Maske die er hat, aber sehr entfernt also nur als elementare Idee.
GL: Wie nehmt ihr eure Alben auf?
JD: Bisher nehmen wir analog und live auf. Alles wird live gespielt im Aufnahmeraum. Und es ist ein komplett analoger Vorgang.
EB: Schneidet ihr verschiedene Aufnahmen zusammen?
JV: Nein, nur an einem Stück.
JD: Okay, beim dritten Album haben wir den Gesang erst nach der Aufnahme der Musik aufgenommen.
EB: Die EP habt ihr an einem Stück aufgenommen.
JD: Ja, die EP.
GL: Ist es nicht sehr kompliziert und teuer mit Tapes aufzunehmen?
JD: Es ist eigentlich sehr teuer.
JV: Wenn wir Multi-Track-Recording durchführen mit den grossen Reel-to-Reel Tapes ist es viel teurer als was wir bisher gemacht haben. Mit einem quarter to an inch Tape arbeiten wir. Es ist ein billigerer Weg analog aufzunehmen und trotzdem hat es einen Preis welches das digitale Aufnehmen nicht hat, nämlich der Preis des Tapes. Aber trotzdem nimmt man es live auf, also macht man es in kürzerer Zeit als man es in einem digitalen Studio machen würde. Es wäre dort so, dass ich dieses ändern und jenes noch einmal spielen würde und noch diesen machen will. So verbringt man vielleicht drei Monate am gleichen Ding, aber man zahlt mehr, weisst du. Also ist es vielleicht doch nicht so viel teurer, wenn man es so auslegt.
EB: Wenn ihr freie Wahl hättet, wer würdet ihr fragen um euer Albumcover zu gestalten?
JD: Salvador Dalí, aber er ist tot.
GL: Habt ihr ein Konzert worauf ihr am meisten stolz seid?
JV: Vielleicht unser letzter Headliner in Athen, welches unser grösster Auftritt bis dato war. Es war unsere grösste Anstrengung, weil wir zwei Stunden spielten. Wir spielten das ganze dritte Album und viele Stücke auf den vorherigen Alben, wir hatten eine Live-Tanz-Performance, wir hatten eine Videowand speziell gemacht für die Show, wir hatten all unsere Instrumente, es war unsere grösste Anstrengung bis jetzt und es lief richtig gut. Wir haben einige Videos daraus gemacht, die auf YouTube sind. Und wir haben auch ein Live-Album gemacht. Das war wirklich eine gezielte Anstrengung.
GL: Ihr seid schon seit einem Monat auf Tour. Ist das eure längste Tour bis jetzt?
JD: Ja, es ist die längste Tour, aber sie ist noch nicht vorbei. Es sind 48 Tage an einem Stück. Die letzte war 38 Tage.
JV: Und die vor dieser dauerte einen Monat.
JD: Es ist also die grösste.
GL: Was haltet ihr von der Tour?
JD: Wir sind jetzt besser organisiert und wir fühlen uns sicherer und haben weniger Stress.
EB: Habt ihr euch irgendwann psychedelische Substanzen mit der Musik gegeben?
JD: Persönlich nicht, nein.
JV: Nicht wirklich als Band, aber auf eine Art schon. Aber nicht in einer Weise wie die Beatles waren (lacht). Vielleicht eines Tages, ich weiss nicht.
EB: Welches Lied habt ihr als letztes gehört?
JV: Ich weiss es, es war C.R.E.A.M. von Wu-Tang Clan (lacht).

Text: Elia Brülhart und Gregory Li
Interview: Elia Brülhart und Gregory Li
Bild: Stef Dimou

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