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Rotwein und Tränen: Tom Odell am Zermatt Unplugged2 min read

17. April 2019 2 min read

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Rotwein und Tränen: Tom Odell am Zermatt Unplugged2 min read

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Mit blauem Jackett und einem Glas Rotwein betrat Tom Odell am Mittwochabend die Bühne des The Alex am Musikfestival Zermatt Unuplugged. Dies fand – überraschenderweise – in Zermatt, der Heimat des Matterhorns statt.

Gekonnt präsentierte Odell seine besten Songs am Flügel und wurde dabei teilweise von seinem Gitarristen Max begleitet. Er selbst gestand, dass er weder die Kunst der Gitarre, noch die der Mundharmonika beherrscht. Trotzdem kam das Publikum ins Vergnügen einige Töne davon geniessen zu dürfen, auch wenn man an gewissen Punkten vielleicht nicht mehr von geniessen sprechen konnte.

Der Sänger selbst nahm dies mit Humor. Mit seiner sympathischen, britischen Art zog er das Publikum in seinen Bann und sorgte oftmals für Kichern, auch wenn dies überhaupt nicht beabsichtigt war. „This song is about… I don’t know what it’s about.“ Ein mehrfach verwendetes Zitat, welches Toms etwas unbeholfene Seite zur Geltung brachte. In Kombination mit spontanen Diskussionen, welcher Song nun als nächstes gespielt werden soll, erzeugte er somit eine intime Atmosphäre, wie es nur eine wahre Rampensau zu schaffen weiss.

Die Setlist war, vorallem für jemanden, der die vorherigen zwanzig Setlists bereits abgecheckt hatte, relativ überraschend. Odell spielte mehrere Songs, welche er als „very young lad“ geschrieben hatte, entzückte seine Zuschauer aber auch mit einem neuen Prachtwerk. Dieses entstand erst kürzlich, sogar auf Gitarre. Doch nach dem ersten Anlauf entschied sich der Sänger, es trotzdem auf dem Klavier zu performen. Nebst Klassikern wie “Another Love“ und „Heal“, gab Tom auch meinen persönlichen Favoriten „Half As Good As You“ zum Besten. Die ursprüngliche zweite Stimme wurde jedoch von Max und dem Publikum wiedergegeben.

Das Publikum war wild durchmischt. Vom 50-jährigen Hardcore-Fan, welcher das ganze Konzert auf Instagram livestreamt und somit die Leute hinter ihm dazu verdonnert, die Show durch seinen Handybildschirm zu schauen, über eine Gruppe von englischen „Babes“, welche trotz den winterlichen Temperaturen in Zermatt in knapper Bekleidung durch den VIP-Eingang stolzieren, bis hin zum 2 Meter grossen Australier, welcher gerne vorne in der Mitte steht und somit für manch andere Zuschauer zur Sehbehinderung wird, war alles dabei.

Tom Odell schaffte es nicht nur mit seiner wundervollen Stimme und einer pianistischen Begabung, sondern auch mit Charme und einer unglaublichen Echtheit den Zuschauer zu begeistern. Seine Emotionen, welche er so offen dem Publikum darlegte, führten vielleicht beim einen oder anderen Fan sogar zu Tränen.

Der Sänger selbst schien auch nicht komplett abgeneigt: „It was… good.“ Da würden wir vielleicht sogar noch ein „unbelievably“ vor das „good“ setzen.

Und wie Tom es in seine letzten Worte fasste: „Thank you, Max!“

Text: Gastautorin Linda Lustenberger
Bild: Florian Aeby

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