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Pure Lebensfreude an den Stanser Musiktagen: Der Auftritt von Yemen Blues3 min read

8. Mai 2019 2 min read

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Pure Lebensfreude an den Stanser Musiktagen: Der Auftritt von Yemen Blues3 min read

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Die vom Regen begleiteten Stanser Musiktage gehören bereits wieder den Erinnerungen an. So einiges hallt nach und von einer Perle dieser Woche möchten wir unbedingt erzählen. Nämlich vom Auftritt der israelischen Musikgruppe Yemen Blues am Freitag.

Der Himmel weint, wir stehen mit Kippe und Bier vor dem Stanser Kollegium St. Fidelis. Obschon die Erwartungen an den Abend hoch waren, konnten wir nur ansatzweise vermuten, dass wir in den nächsten anderthalb Stunden vergessen würden, dass es draussen regnet und wir orientierungslos durch die Nacht tanzen.

Wenig später schweben im Innern des Gymnasiums fünf Gestalten auf die Bühne. Keyboarder Tomer Bar, Oud-Spieler und Bassist Shanler Blumenkranz, Aviv Cohen an den Drums, Perkussionist Rony Iwryn und Sänger sowie Gimbri-Spieler Ravid Kahalani. Diese fünf Männer bilden gemeinsam die israelische World-Music-Gruppe Yemen Blues und schaffen es, bereits vor dem ersten gespielten Ton eine fantastische Atmosphäre in den Saal zu hauchen.

Kahalani begrüsst mit einem tänzerischen In-den-Saal-Gleiten, gekleidet in schienbeinlangem Kleid und Absatzschuhen, und es geht los. Das Konzert, oder um präziser zu sein die Performance von Yemen Blues wirkte von Anfang an hochprofessionell und beinahe perfekt durchdacht. Sei es durch Geschwindigkeitsaufbauten innerhalb eines Liedes, Tanzeinlagen von Kahalani, die epische Länge der einzelnen Stücke oder durch ein atemberaubendes Solo von Blumenkranz, das er über Minuten im todstillen Saal auf seiner Oud zum Besten gab.

Doch der Höhepunkt war den beiden Taktschlägern zu verdanken. Die drei melodiös Mitwirkenden des Quintetts verliessen im Verlaufe des Auftritts die Bühne und überliessen Perkussion und Schlagzeug ihrem freien Lauf, sodass ihnen das Publikum die volle Aufmerksamkeit widmen konnte.

Was dann folgte, war monumental. Über einige Minuten klopften und hauten die beiden Männer auf eine solche Art und Weise auf ihr Instrumentarium bis der ganze Saal vor Freude bebend die beendete Einlage klatschend und kreischend übernahm. Die Menschen tobten. Darauf kehrte Kahalani zurück ins Rampenlicht und forderte das sitzende Publikum dazu auf, sich von den Stühlen zu erheben: „Yallah, let’s dance!“, peitschte es aus den Boxen und das Fest ging weiter. Die Laune war unvorstellbar gut.

Nebst der beeindruckenden Perfektion, welche die Band aufwies, überzeugte auch sehr, mit wie wenigen Mitteln sie begeistern konnte. Dabei verzichteten die fünf Herren auf ein grosses Instrumentarium und versuchten mit dem zu punkten, was sie hatten. Und das ist ihnen mehr als gelungen. Ausserdem waren Konzentration und Präsenz des Sängers und aller anderen Musiker aussergewöhnlich hoch. Man spürte wahrhaftig, dass sie für ihren Sound leben. Es schien so, als seien sie der Beweis dafür, dass World-Music ein wahnsinnig facettenreiches Genre ist, welches Kulturen verbindet und für Lebensfreude sorgt.

Mit den Klängen des letzten Liedes erhoben sich auch die noch Sitzengebliebenen, um sich die Hände rot zu klatschen und mit den Füssen zu stampfen, als ob sie die Tribüne zum Einsturz bringen wollten. Es folgte ein weiteres Lied.

Die Musik von Yemen Blues hat allen Menschen im Saal vom Kollegium St. Fidelis in Stans ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert. Beim Verlassen des Saales entdeckten wir eine durchgeschwitzte, überglückliche ältere Dame, die vor Seligkeit kaum mehr sprechen konnte. Das einzige, was sie nebst Glückstönen rausgebracht hat, war: „Das war eine fantastische Wohltat für Körper und Seele. Gottseidank habe ich in der ersten Reihe mitgetanzt.“ Genau das ist es, was Musik den Menschen zuführen sollte. Yallah, danke Yemen Blues!

Durchströmt mit Lebensenergie tauchen wir in eine wunderbare Stanser Nacht ab.

Text & Bild: Jan Rucki

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