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Geboren um laut zu sein: Manon im Gespräch am Gurtenfestival4 min read

30. Juli 2019 3 min read

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Geboren um laut zu sein: Manon im Gespräch am Gurtenfestival4 min read

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Von der Hauptbühne erklingen gerade die ersten Töne von Annenmaykantereit, als wir uns durch die Menschenmenge kämpfen, um uns bei einem der Dancetents mit DJ Manon und ihrer Kollegin zu treffen. Unser Gespräch mit der erfahrenen Produzentin führen wir an einem Hang mit fast schon gefährlicher Steigung, nicht untypisch für das Festivalgelände auf dem Gurten.

Manon Maeder legt seit 1993 elektronische Musik auf der ganzen Welt auf und besitzt mit ManonMania ein eigenes Label; dementsprechend kennt sie sich bestens in der Szene aus. Umso spannender ist es, was sie uns so zu erzählen hat:

Frachtwerk: Wie verbringst du deine Zeit an einem Festival oder Auftritt wie heute, wenn du gerade nicht am Auflegen oder mit uns am Plaudern bist?

Manon: Meistens habe ich meine Freundinnen dabei. Dann kommen wir erstmal an und müssen alles mit den Bändeli klären. Das ist meistens die grösste Aufgabe, wenn du Freunde dabeihast. Dann grooven wir ein, trinken etwas. Ich habe aufgehört Alkohol zu trinken. Früher hätte ich wohl auch mitgemacht, jetzt eher weniger – vor allem weil ich meistens noch Auto fahre. Und grundsätzlich ist einfach der Spassfaktor so sehr gross.

F: Welche Veränderungen in der Technoszene hast du festgestellt seitdem du angefangen hast aufzulegen in den Neunzigern? Gibt es beispielsweise Unterschiede im Publikum?

M: Früher waren wir «underground», eine Randgruppe und sehr unauffällig in diesem Sinne. Wir waren in unserer eigenen Welt aber mittlerweile ist alles sehr verkommerzialisiert. Techno wurde Mainstream, die Qualität hat sich verbessert und wir haben viel mehr Highend-Geräte. Alles klingt viel klarer und kräftiger. Früher war alles sehr direkt, sehr roh. Das war natürlich auch mit seinem Charme verbunden.

F: Also würdest du sagen, dass es dir früher besser gefallen hat oder kommt die Veränderung auch mit etwas Positivem?

M: Wir hatten natürlich ganz andere Voraussetzungen, der Vergleich ist schwierig. Wir waren eine neue Bewegung und jetzt ist es bereits integriert. Es ist beides gut so.

F: Ihr wart also der Start von dem Ganzen! Nun auf das «Anderssein» bezogen. Wir haben von deiner Website entnommen, dass du das «Anderssein schätzt, teilst und kreativ umsetzt». In welchem Sinne würdest du sagen, dass du «anders» bist?

M: Anders in dem Sinne, dass ich gerne neue Dinge ausprobiere, die Leute beim Tanzen herausfordere und nach meinem Bauchgefühl gehe. Ich mache diese Sache von Herzen.

F: Du spielst ja auch nie zweimal das gleiche Set, oder?

M: Ja, die Reihenfolge von einem Set habe ich noch nie zweimal gleich gemacht. Es gibt immer eine Änderung, das kommt aber natürlich ganz auf den Vibe des Dancefloors an.

F: Du organisierst auch selber Events. Früher hast du das sogenannte «Supergirls» aufgegleist, wo nur weibliche DJs aufgelegt haben. Mit welchem Hintergrund hast du das gemacht, was hat dich dazu angetrieben?

M: Ich war damals Teil der Tarot Productions, das war eine der ersten Techno-Organisatoren. Da ich dort aufgelegt habe, wohnten wir zusammen und machten auch die Events zusammen. Dort ist die Idee von einem Frauenevent gekommen. Der Organisator fand das gut und hat es in die Wege geleitet. Ich hatte mein Patent auf die Clubs, das Organisatorische lief aber vor allem über Tarot.

F: Steckte auch eine feministische Motivation dahinter für dich? Würdest du dich als Feministin bezeichnen?

M: Sagen wir es so – ich glaube, ich lebe einfach! Ich lebe gut, normal und finde alle cool, egal ob Männlein oder Weibchen. Ich fühle mich nicht unterdrückt und ich mache was mir Spass macht.

Manon vor ihrem Set am Gurtenfestival / Bild: Linda Lustenberger

F: Deine Schwester ist deine Managerin und dementsprechend arbeitet ihr sehr viel zusammen. Wie läuft das so?

M: Wir verstehen uns sehr und ergänzen uns gegenseitig auch extrem gut. Sie hilft mir bei meinen Sachen und ich kann sie auch bei ihren Sachen unterstützen. Es läuft wie am Schnürchen und ist auch extrem auf einer Vertrauensbasis in der Familie. Natürlich habe ich auch Vertrauen in viele Freunde, mit welchen ich zusammenarbeite. Aber Familie ist halt Familie.

F: Wie geht das denn jetzt weiter mit dem Label, was sind deine Pläne?

M: Ich habe grosse Pläne! Aber über die will ich noch nicht reden, das folgt dann in etwa 3 Monaten. Ich möchte publikumsnahe, nachhaltige Events machen und jungen Künstlern eine Plattform bieten, wo sie ein «Zuhause» haben. Das haben wir schon angefangen, ich habe bereits einige Nachwuchstalente auf meiner Homepage – mal schauen was sich daraus ergibt. Gerne würde ich das auch etwas grösser machen. Dafür brauche ich aber auch jemanden der sagt «Hey schau, ich nehme das Booking in die Hand». Ich habe zwar eine Plattform, brauche aber die richtige Person, die daherkommt und die Sache gewissenhaft und gut machen kann.

Wir können also gespannt darauf sein, was die Zukunft mit sich bringt. Vielen Dank für deine Zeit, Manon!

Bild: ManonMania

 

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