Musik

Offene Akkorde in Sakraler Meditation -Kali Malone in der Französischen Kirche Bern3 min read

3. Oktober 2020 2 min read

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Offene Akkorde in Sakraler Meditation -Kali Malone in der Französischen Kirche Bern3 min read

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Ein Orgelkonzert in zwei Akten. Die Lichter sind gedimmt in der französischen Kirche in Bern. Sakrale, meditative Stimmung. Die Zuschauer sitzen oder liegen auf den Kirchbänken und lauschen gebannt dem Klang der mächtigen Orgel. Kali Malone bespielt diese mit minimalistischen Bordunakkorden, begleitet von einem unerwarteten Special Act. 

Kali Malone wurde in Colorade in den USA geboren, ist jedoch seit 2012 in Stockholm wohnhaft, mitten in der zeitgenössischen Drone-Szene, mit Künstlern wie Maria W. Horn, Ellen Arkbo, oder Catherine Christer Hennix. Mit Maria W. Horn gründete sie auch das Label XKatedral. Die junge Musikerin studierte am Royal College of Music in Stockholm Elektroakustische Komposition und schloss dies im Bachelor und Master ab. Auch liess sie sich in der Lehre zum Stimmen der Orgelpfeifen ausbilden. Kali Malone spielte bereits an bekannten Festivals wie zum Beispiel am Berlin Atonal, und kollaborierte mit namhaften elektronischen Künstlern wie Caterina Barbieri, oder auch Puce Mary.

In ihren minimalistischen Kompositionen dreht sich alles um das musikalische Element der Borduntöne, lang anhaltende Töne oder Akkorde, die eigentlich klassisch eine Melodie begleiten. Jedoch Malone stapelt mehrere dessen Art übereinander und lässt sie so alleine stehen, so das ein pulsierendes und sehr in Trance bringendes Klanggespann entsteht. Sie kombiniert teils Orgel mit Chor, Holzbläsern,Streichern oder auch Synthetischen Klängen. Jedoch in Bern bespielt sie das Publikum mit zweierlei Orgeln welche sie im ersten und im zweiten Akt getrennt besetzt.

Im ersten Akt bespielt Kali Malone eine kleinere Orgel in einer Hinterkammer der Kirche, die Musik wird über Lautsprecher in das Kirchenschiff geleitet. Die Orgel ist in Mitteltönig gestimmt, eine temperierte Stimmung die besonders im Barock und in der Renaissance gebräuchlich war. Das Konzert beginnt nach einer kurzen Ansprache des Veranstalters mit einem  Akkord der lange stehen gelassen wird und den Hörer bereits auf die bevorstehende Dynamik einstellt. Schon mit dieser ersten gezogenen Harmonie entsteht ein tiefer Fokus, eine sakrale Ruhe, welche die Künstlerin mit diesen Hohl Klingenden Akkorden generiert. Mit wechselnden Harmonien, übereinander gelegten Pfeifenklängen, und verschieden gezogenen Registern, entsteht eine Dynamik und eine Struktur welche den Zuschauer in Bann zieht. Die offenen Akkorde lassen Raum für eigenständiges Gedankenkreisen, die Musik ist mit ihrer akustischen Omnipräsenz anregend und dennoch beruhigend. In der Pause verlässt man den Saal mit einem leichten Gefühl.

Der zweite Akt beginnt. Und mit der Künstlerin setzt sich eine zweite Gestalt an die Orgel, es ist Stephen O’Malley, Teil der bekannten Drone-Doom-Band Sunn O))). In einem Duett bespielen sie die grosse Orgel des Hauses. Die Orgel, erbaut vom bekannten Orgelbauer Friedrich Goll in 1991, besitzt 66 Register auf Vier Manualwerken und Pedalwerk, welche die Beiden, besonders O’Malley energisch betätigen. Der Klang im zweiten Teil des Konzerts erscheint mächtiger, voller, und auch düsterer. Malone und O’Malley experimentieren mit dem Klang indem sie an verschiedenen Registern auch während eines stehenden Borduns ziehen. Besonders stark sind an dieser Grossen Orgel die längsten Pfeifen, mit Tönen so tief dass man sie kaum noch als Frequenz wahrnehmen mag und vor allem ein Rauschen hört und die Vibration im Gebänk spürt. Abschliessend löscht O’Malley das Licht und entzieht der Orgel die Luft womit ein neuer Klang entsteht der die Musik langsam nach unten zuziehen scheint und schlussendlich erneut in einem düsteren Rauschen vollendet. Kali Malone verbeugt sich und Stephen O’Malley erhebt seine gefalteten Hände. Ohne ein Wort zu sagen verlassen die zwei Schattengestalten die spärlich beleuchtete Empore.

 

 

 

 

 

 

 

Bild: A.M. Rehm