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Wummernde Bässe, Mundart und Glitzer – King Pepe & the Queens und Kuba in Luzern2 min read

15. Oktober 2020 2 min read

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Wummernde Bässe, Mundart und Glitzer – King Pepe & the Queens und Kuba in Luzern2 min read

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Der Konzertsaal im Dachgeschoss der Schüür ist Corona konform unterteilt in Sektoren. Der Sektor 1 ist luftig gefüllt — angenehm viel Platz zum tanzen. Erwartungsvoll stehe ich vor der Bühne.

Ganze siebentausendneunhundertzweiundachtzig Kilometer entfernt liegt der Namensvetter der Band, die den Konzertabend am Freitag in der Schüür eröffnete. Nicht Kolumbien, nicht Kuwait, nicht Kambodscha. Das solothurnische Elektropop Duo trägt den Namen eines karibischen Inselstaates. Farbige Oldtimer liegen dort noch an der Tagesordnung.

Kuba überzeugt mit wummernden Bässen, welche die Holzbalken und Lüftungsanlage erzittern lassen. Der Name des Duos rührt übrigens daher, dass die beiden ihr komplettes Debut-Album „Crèmeschnitte“ in einer Mietwohnung in Havanna produziert haben.

Rainer Ammann und Andi Spring wissen banale Themen in beinahe dadaistische Texte umzuwandeln. Singen tun sie über Tunnelbohrmaschinen, Schneeschaufeln und italienische Ledersofas. Gleichermassen wichtig und experimentell sind die von Synthesizer produzierten Klänge. Auch das Auge kommt nicht zu kurz beim der Performance des Duos. An der Leinwand hinter Ammann und Spring wetteifern farbige Visuals um die Aufmerksamkeit der Sinne. Fast schon psychedelisch begleiten sie den elektronischen Mundartpop.

Mit gleich zwei Drumsets und viel Glitzer auf Kleider und Gesicht beginnt das Konzert von King Pepe & the Queens. Simon Hari, alias King Pepe, nimmt mit seiner Bühnenpräsenz viel Raum ein, doch auch seine Queens wissen sich in Szene zu setzen. Sibill Urweider an den Keys, zieht mit ihrer klangvollen Stimme die Aufmerksamkeit auf sich. Besonders verdattert bin ich von einer Performance des Drummers, Giulin Stäubli. Die Band verlässt die Bühne, nur Stäubli steht in rotes Licht gehüllt da und schreit laut ins antike Kabeltelefon, dass der Stimme einen Radioeffekt verleiht. Rhythmisch performt er nicht deutbare Laute, die zunehmend ekstatischer werden. Mit Sicherheitsabstand wird in den vordersten Reihe getanzt und auch auf mich färbt der euphorische Stimmung ab.

Die Texte von King Pepe sind oft ebenso dadaistisch angehaucht wie die der Vorband, aber auch wiederholt tiefgründig. Zeilen wie «Ich be identisch mit mir» oder «Mönsch sie esch ja so was vo passé» muss man erst sacken lassen. Ein Abend voller Texte, die durch ihren Interpretationsspielraum zum nachdenken anregen. Nachdenklich aber auch glücklich wiedermal richtig getanzt zu haben in diesen speziellen Zeiten, ziehe ich in die etwas weniger glitzernde Nacht hinaus.

Text: Rebecca Emmenegger
Foto: Kaj Bossard

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