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Wie schafft man eine Million Euro von Bremen nach Lugano? Am besten über einen Pensionär, der einen Polizistenkollegen hat. Klappt das?2 min read

8. Juni 2021 2 min read

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Wie schafft man eine Million Euro von Bremen nach Lugano? Am besten über einen Pensionär, der einen Polizistenkollegen hat. Klappt das?2 min read

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Dieser Frage gehen wir in Marlies Ferbers neuen Roman “Wohin die Reise geht” nach. Im spritzigen Road-Book beginnt eine aussergewöhnliche Fahrt von Norddeutschland ins Tessin. Der Protagonist muss unfreiwilligerweise eine Million Euro in Cash über die Grenze zu einer Bank nach Lugano bringen. Ganz freiwillig begleitet ihn sein Kumpel Matthias, ein Polizist und dessen Hund Eddie. Wiederum unfreiwillig begegnet er, der “Millionär-auf-Zeit“, bei der ersten Raststätte zwei Damen, die er “aufgabelt”. Let the trip begin!

 

Bei Dtv erschien kürzlich Marlies Ferbers achter Roman “Wohin die Reise geht”. Wir lernen im recht abwechslungsreichen Auftakt die vier Protagonisten, aufgeteilt in kurzen Kapiteln, kennen. Die Story ballert direkt los mit der Mission “Geld illegal in die Schweiz zur Altersvorsorge zu bringen”. Sohn Lukas will sein Erbe vorschnell retten und beauftragt seinen pensionierten Papa Jakob, den Koffer doch am besten nach Lugano zu bringen. Der Vater überlegt, aber sagt zu, da er seinem Filius schlecht etwas abschlagen kann. Jakob wiederum erzählt von dem Vorhaben, “Wertpapiere und wichtige Unterlagen in die Schweiz zu bringen”, seinem besten Freund Matthias. Der schlägt seinerseits vor, mit seinem Campingwagen und Hund Eddie einen kleinen Roadtrip daraus zu machen. Der Plan steht, denn auch hier kann Jakob wieder nicht widersprechen.

An der ersten Raststätte treffen sie auf Tilda, die etwas verwirrt ist und “gar nicht weiß, wieso sie auf dem Gaststätten-WC aufgewacht ist”. Ihre Unbeholfenheit und ihr Charme lassen in Jakob dessen Helfersyndrom aufkommen. Genau das Gleiche zeigt sich bei der Teenagerin Alex, die anscheinend ebenfalls zu lange auf dem WC war und ihre Reisegruppe verloren hat. Plötzlich beginnt ein Abenteuer zu viert, bei dem nicht wirklich jeder seine Entourage verloren hat.

“Geld illegal in die Schweiz zur Altersvorsorge zu bringen”

Die Story kommt also gleich ins Rollen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ferber gelingt es, in kurzen Kapiteln Spannungsbögen aufzubauen, die Charaktere und deren Hintergrundgeschichten zu erzählen, ohne zu weit abzudriften. Immer wieder kam der Cineast in mir durch, der sich dachte, daraus ließe sich echt gutes Filmmaterial machen. Für eine Samstagabend Fernsehproduktion allenfalls. Sprachlich bedient sich die Autorin sowohl an Jugendsprache als auch dem norddeutschen Rentner-Schnack, was ihr meist gelingt, aber nicht immer. Ab einer gewissen Seitenzahl werden die Nebenhandlungen allerdings etwas langatmig vertieft, was ich neben dem Sprachlichen als einziges Manko erachtet habe.

Gut, das Ende hat auch eine gewisse Konstruktion, die definitiv ein “Aha, so hat sie das gelöst. Naja.” bei mir hervorruft. Dennoch ist es ein unterhaltsames Buch, welches sich ideal als Reiselektüre eignet. Wer also wieder halbwegs leichte Kost, die kurzweilig erzählt ist, haben möchte, greift zu und lässt sich von Bremen aus mal Richtung Süden treiben.

 

Dieses Buch passt zu…

…Freunden von Geschichten, in denen sich Charaktere und deren Handlungen kreuzen…

…Menschen, die nach Reiseliteratur suchen…

…einem Coffee-to-go…

 

Bild: dtv

Video: Silvio Fischer

 

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