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Tape Loops, Weihrauch und Autotune – Endless Bazaar N° 32 min read

2. Juli 2021 2 min read

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Tape Loops, Weihrauch und Autotune – Endless Bazaar N° 32 min read

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Die dritte Veranstaltung der experimentellen Konzertreihe Endless Bazaar fand am Dienstag statt. Ein Abend der Vielfalt, der Tiefe, Überraschung und Überwältigungen. Zwei schweizer Newcomer überzeugen mit ihrem ausdrücklich eigenständigen und spannenden Sound. Laurin Huber und Elischa Heller im Klub Kegelbahn in Luzern.

Auf dem Tisch: Kassettenrekorder, zwei iPod Classics, ein Mischpult und einige Kabel dazwischen. Dahinter steht Laurin Huber und dreht an den Reglern. Der Sound ist düster, zyklisch und mechanisch. Durch die Tapeloops, um welche die Musik strukturiert ist, entsteht eine ziehende Akustik welche den Klub in eine Trance bringt. Sounds von organischen Field Recordings, bis zu selbst voreingespielten Gitarrenklängen werden mit elektronischen Klängen zu einer heterogenen Klangcollage gestapelt. 

Trotz der Vielfalt oder gar des Gegensätzlichkeit der Klänge welche der Künstler live übereinander legt und somit in einen Kontext mit einander verbindet entsteht besonders  durch Technik des mutings oder des Dämpfens der Sounds ein Raster oder eine Gegenüberstellung der Klänge und begrenzt so diese in sich. Jedoch innerhalb der zyklischen, akustischen Darbietung nähern sich die zwar im Grunde verschiedenen Gewittergeräusche oder Synthdrones einander und entfernen sich wieder und in dieser Form der Begrenzung und zugleich Verschmelzung ensteht ein doch stringentes Klangkonstrukt, welches im Kontext des natürlichen Soundscapes eigentlich seine Parallele findet. Die natürliche Diversität welche trennt und gleichzeitig vermischt. Ein hervorragendes Konzert. Und auch ein sehr interessantes Projekt, nämlich die EP „Dog Mountain“ welche am 30. Juli auf dem Luzerner Label Hallow Ground releast wird.

Auch der zweite Act Elischa Heller eröffnet dem Publikum eine Darbietung gefüllt mit enormer Diversität. Der Künstler verbindet Sequenzen welche stilmässig Pop, Deconstructed Club, Noise, Ambient usw. ähneln oder stellt sie ,mit radikalen Breaks dazwischen, einander gegenüber. Durch eben diese Breaks mit welchen er einzelne Segmente seines Auftritts unterbricht und ein neuer Teil einfliesst entsteht ein musikalisches Patchworking welches überrascht und begeistert. Besonders krasse Wechsel zwischen (fast schon hyper-)popmässigem autotunegeladenen und rosarotem Gesang, hin zu schwummrigen graublauem Ambient. In den Wechseln verliert aber die Atmosphäre nicht an Zauber oder gar an Intensität besonders an den „clubbigen“ Segmenten mit vielen Kicks und Bass entsteht eine mächtige, fast schon bedrohliche Stimmung, wie man sie von Deconstructed Club Künstlern wie zum Beispiel „Rabit“ oder „Lotic“ kennt. Elischa Heller ist in seinem Auftreten sehr pervormativ fast schon dramatisch wie er dem Mischpult weicht, und sich hin zu Kerzen und Räucherpfanne nähert, oder einfach neben dem Pult zu tanzen beginnt. Grundsätzlich wird dem Zuhörer des Konzerts eine Reizüberflutung gegenübergestellt, die besonders in ihrer radikalen und zackigen Heterogenität und intensiven Atmosphäre überzeugt.

 

Fotos: Caroline Schnider

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