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Körperleistung versus Computerpower: Das ist Apparat2 min read

13. September 2021 2 min read

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Körperleistung versus Computerpower: Das ist Apparat2 min read

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Anderthalb Stunden auf Wolken schweben. Das taten knapp 1000 Musikliebhaber*innen am vergangenen Samstag im Docks in Lausanne. Auch wenn das Konzert keinen wirklichen Höhepunkt hatte: Bei der Darbietung von Apparat handelte es sich um eine musikalische Darbietung höchster Perfektion.

War es Filmmusik? Haben wir Techno gehört? Oder doch etwa Pop? Vielleicht war es etwa Musik eines Musikers, der sich vom Klapprechner-Beat-Bastler zum auditiven Leinwandmaler gewandelt hat? Wohl von allem ein wenig. Sascha Ring alias Apparat war Teil des Trios Moderat, tüftelt seitdem er 16 Jahre alt ist an Beats und Melodien an seinem Rechner und produzierte schon Filmmusik wie etwa für die Fernsehserie «Dark».

Am vergangenen Samstag stand er mit vier weiteren Musikern auf der grossen Bühne des Lausanner Konzertlokals Docks. Der Raum war voll, knapp 1000 Personen dürften im Saal gestanden haben, als nach fast einer ganzen Stunde Verspätung endlich die Lichter der Dunkelheit Platz machten. Die Bühne gehört der Musikgruppe aus Deutschland, der Duft von Räucherstäbchen füllt den Raum.

Mit viel Feingefühl und Spannung beginnt das Konzert. Was manch eine Electronica-Band aus Synthesizern sausen lässt, lassen Apparat auf akustischen Instrumenten erklingen. So spielen eine Geige, ein Cello und eine Posaune während des ganzen Konzert immer wieder eine grosse Rolle. Mit viel Effekt und Spielereien schaffen es die Multiinstrumentalisten immer wieder, Klänge in den Raum schallen zu lassen, deren Ursprung erst nach mehrmaligem Hinsehen erkannt werden kann.

Von Verschmelzungen und Stadionatmosphäre

Doch nicht nur Streicher und Bläser überzeugen: Auch die Stimme Rings erklingt in beängstigend ähnlicher Perfektion, wie sie es auf dem Album tut. Bass und Gitarre unterstützen den Gesang gekonnt. Unterhaltend und faszinierend ist auch der Mann an den Drums. Wunderbar, zuzusehen, wie Mensch mit Instrument eins zu werden scheinen. Und auch hier: Motivierend, dass die Klänge nicht von Computer-, sondern Körperleistung in die Ohren der Zuschauer dringen.

Das Konzert von Apparat erzeugte beinahe etwas Stadion-Atmosphäre – im positiven Sinn. Vielleicht lag es auch daran, dass der Sound nicht selten an die doch grössere Säle füllende Band Moderat erinnerte und dadurch automatisch Fan-Charakter mit sich trug. Auch wenn der Gig durch einen deutlichen Spannungsbogen und ein stillvolles visuelles Erlebnis – ja, die LED-Installationen waren toll – einlud, die Zeit zu vergessen, war nach zirka anderthalb Stunden für jeden normalsterblichen Apparat-Hörenden auch langsam genug des Guten. Im richtigen Moment gelangen Ring und Band zum Ende und verlassen nach zwei Zugaben den Saal.

Dennoch machten wir uns mit den noch immer nachhallenden Klängen in den Adern und leicht klingenden Ohren – der Tontechniker hat es gut gemeint – zufrieden auf den Heimweg.

Titelbild: Jan Rucki

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