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Tanzende Füsse und wallende Mähnen – Yin Yin und Ayyuka live im Progr3 min read

28. Oktober 2021 2 min read

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Tanzende Füsse und wallende Mähnen – Yin Yin und Ayyuka live im Progr3 min read

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Wenn man staunend unter Konzertgänger*innen steht weiss man: Was gerade abgeht auf der Bühne ist genial. Genau das passierte mir am Sonntagabend am Doppelkonzert von Yin Yin und Ayyuka in der Turnhalle im Progr in Bern.

Warst du schon mal in der Turnhalle? Nicht? Dann verpasst du was. Im Progr in Bern befindet sich wortwörtlich eine alte Turnhalle. In dieser finden regelmässig Konzerte und Partys statt. Für ersteres ist die Turnhalle eine der gemütlichsten Locations, die ich in der Schweiz kenne. Deshalb habe ich mich direkt doppelt auf den Konzertabend gefreut. Man tritt ein, geht auf der Terrasse auf Eingangs-Höhe an die Bar, holt sich ein Bier und dann geht’s einen Stock tiefer vor die Bühne.

Sympathisch auch ohne Worte

Mit ein bisschen Verspätung spielen auf dieser Bühne am Sonntagabend Ayyuka. Die Band kommt aus der Türkei und ihr Sound lässt einem auch irgendwie an wilde 1001-Nächte denken. Gitarre, Synthesizer, Bass und Drums. Alles schön verzerrt, als wäre es direkt aus den 70er Jahren importiert worden. Es dauert nicht lange, bis auch die hinterletzte Person im Raum beginnt, mitzutanzen. Aber sind wir ehrlich: Wer kann schon seine Füsse stillhalten, wenn gefühlte tausend Finger auf einer Gitarre ihre Riffs spielen und das Drum mit Leidenschaft geschlagen wird? Auch wenn zwischendurch plötzlich das Drumpad ausfällt und gefixt werden muss, lassen sich die vier Bandmitglieder nicht aus der Ruhe bringen und geniessen es, ihre Songs zu performen. Während dem Drumpad-Zwischenfall meldet sich der Drummer von Ayyuka zum ersten Mal zu Wort und witzelt ein bisschen rum, dass jetzt der Moment wäre, um unsere Mails zu checken oder so. Sonst hört man von allen Vier kein Wort während der ganzen Show. Eigentlich etwas, das ich immer schade finde, doch bei ihnen und dann ein bisschen später bei Yin Yin, hat es mich in keinem Moment gestört, denn man konnte die Vier auch ohne Worte ins Herz schliessen.

Bild: Desirée Oberlin

Energie wie fünf Tassen Espresso

Auch bei den Niederländern Yin Yin hört man so gut wie keine Worte während dem Konzert. Wahrscheinlich aber einfach, weil die fünf Herren gar keine Puste mehr haben, um noch irgendetwas zu sagen. Ich finde, eigentlich könnte man das Wort Energie auch durch Yin Yin ersetzen, denn an der mangelt es ihnen auf der Bühne definitiv nicht. Wallende Mähnen, zweihalsige Gitarren, Bongos, Klangspiel, Schlagzeug, Bass und Synthesizer. Für ihren treibenden Sound haben sie doch einiges an Equipment auf der Bühne. Yin Yin bringen aber nicht nur eine gefühlte Schiffsladung an Equipment mit sich, sondern auch eine noch grössere Ladung an Können.

Ich bin ja grundsätzlich schon sehr schnell fasziniert ab Gitarren-Klängen; die Doppelhalsgitarre, mit der Yin Yin einen Sound voller Energie lieferte, hängt mir bis heute noch vor Augen. Auch «Bongo-Man», wie wir ihn während des Konzertes nannten, und der Schlagzeuger liessen an nichts zu wünschen übrig. Als das Drumpad Probleme machte, lieferte uns «Bongo-Man» kurzerhand ein Solo, das catchte. Als dann das Pad wieder tat, wie es sollte, stieg das Schlagzeug mit ein und drummte sich – gut möglich – in Ekstase. Am liebsten hätte ich die ganze Nacht hindurch getanzt. Aber: Alle guten Dinge haben ein Ende. (Sorry für das trashy Sprichwort…) Auf hoffentlich bald!

Titelbild: Desirée Oberlin