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Zuhause wird Museum – Bob Ross at Home vom Bellpark Kriens zur Denkmalstrasse 153 min read

17. November 2021 3 min read

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Zuhause wird Museum – Bob Ross at Home vom Bellpark Kriens zur Denkmalstrasse 153 min read

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Wo passt Bob Ross besser hin, als in ein warmes Zuhause? Der TV läuft, Musik im Hintergrund, warmes Licht in den Räumen, jemand sitzt im Sessel, es riecht nach Essen. Die Ausstellung «Bob Ross at Home» wurde inmitten des Zuhause vom Museum im Bellpark-Mitarbeiter David Glanzmann, aufgehängt. Hautnah spürbar. 

Die Werke von Bob Ross (1942 bis 1995) sind idyllische, boreale Naturlandschaften: Berge, Seen, Wälder. Mal mystisch, mal etwas flach und dann doch auch mit einer ungewöhnlichen Tiefe. Dank dem «MORE» Museum in Holland, das zuvor Bob Ross ausstellte, konnten die Werke nach Luzern für das Museum im Bellpark Kriens zum neuen Ausstellungsort – eignes für diese Ausstellung – an der Denkmalstrasse 15, transportiert werden. Doch anders als im «MORE» wird hier der White Cube durchbrochen, die Bilder wirken anders, verlieren eine Distanz und auch das Formelle. Gehängt von Hilar Stadler und Andreas Hertsch werden die Werke menschlicher, Bob Ross kommt wirklich zum Vorschein. Bob war aber nicht nur für seine Werke bekannt, sondern vor allem für seine TV-Show. Gezeigt wird der krausköpfige, glücklich-gelassene Typ neben seiner Leinwand, auf der Naturlandschaften auf magische Art und Weise schon fast erschienen. Seine Stimme ist angenehm, die Geräusche des tupfenden Pinsels und Spachtels sind noch vor-ASMR Zeit entstanden (kein Wunder bekifften sich viele zu Bob Ross Mallektionen). Begleitet wird die Ausstellung mit der auf den ersten Blick unauffälligen Videoinstallation auf dem Fernseher von Miriam Rutherfoord und Joke Schmidt, in dessen ungewöhnliche Ausschnitte aus den Tagesnachrichten aus SRF 1 zu sehen sind. Zuerst dachte ich dies sei eine TV-Panne, erkannte aber schnell eine Ästhetik und Absicht hinter den gewählten Ausschnitten.

«Cactus at Sunset» (Bild: Bellpark Museum Kriens )
«Southwest Serenity» (Bild: Bellpark Museum Kriens )

Im Haus selbst musste David Glanzmann nichts umstellen, wohl aber von ein paar Möbeln reduzieren. Beim ersten Durchschweifen der Räume wirken die Bilder etwas repetitiv, der Pinselstrich, die Naturszenerien. Aber durch das einbetten in die Wohnung kann man den Bildern näher treten und gar künstlerische Aspekte erkennen. Die 39 ausgestellten Originale waren für David anfangs befremdlich, man wacht auf, lebt im Eigenheim mit Bildern, die man nicht selbst auswählte, noch so hängte. Aber Tag für Tag entstand dann eine Gemütlichkeit und eine Art von Beziehung zu ihnen. Das Ziel von Ross war zudem nicht unbedingt das Erschaffen eines genialen Werkes. Und das ist vielleicht auch gerade das Erfrischende. Dennoch hat man Respekt vor den Werken, sie wurden mit einer gewissen Ordnung gehängt, ja, vielleicht nimmt man die Werke jetzt noch ernster wahr als zuvor. Dank dem Wegnehmen dieser Grenze zwischen öffentlichem und privaten Raum, entsteht ein Austausch untereinander und Bob Ross. Dies ist genau die richtige Mischung und ich verlasse die Vernissage mit einem warmen Gefühl, als ob ich gerade zu besuch bei einem guten Freund war.

Die Ausstellung «Bob Ross at Home» geht noch bis am 2. Januar 2022. Geht vorbei, bedient euch am Kühlschrank von David und haltet einen Schwatz mit ihm – oder auch nicht, und setzt euch irgendwo hin und betrachtet Bobs Werke.

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