Musik

Altin Gün und ihr kleines Universum, das sie sich im X-TRA geschaffen haben3 min read

22. November 2021 2 min read

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Altin Gün und ihr kleines Universum, das sie sich im X-TRA geschaffen haben3 min read

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Altin Gün konnten trotz den erschwerenden Zeiten ihr einzigartiges Soundgemisch aus anatolischem Rock, Synth-Pop und Psychedelic Rock vorantreiben und weitergestalten. Am Konzert im X-TRA in Zürich am vergangenen Mittwochabend wagten sie sich an etwas stärkere, elektronisch fokussierte Musik heran und begeisterten damit jung und alt.

Es ist bereits stockdunkel, als wir uns in der Schlange vor dem Eingang des X-TRA einfinden. Als der Zugang zum Konzerthaus geglückt ist, sehen wir den Schlagzeuger von Altin Gün kurz zum Merch-Stand zugehen. Diskretheit geht anders, – er ist offensichtlich bodenständig geblieben. Der geräumige und hohe Konzertsaal erhellt und die Vorband richtet sich ein. Es handelt sich um ein Septett namens Silver Firs. Gespielt wurde hauptsächlich mit Synthesizer, E- und verstärkten Akustikgitarren, Schlagzeug und Bass. Nach einem eher harzigen Einstieg mit chrosendem Output und einer wenig klaren Richtung, wohin der Sound gehen soll, brachten die Congo-Einsätze und der vermehrte Gesang mehr Schwung in die Formation. Das Publikum nahm dies auf und so überzeugte die Band rund um den Songwriter Raphael Elmiger, der mit Belia Winnewisser enger zusammenarbeitet, die an diesem Abend auch auf der Bühne stand und sonst mehr durch ihr Soloprojekt bekannt ist. Selbst nennt sich Silver Firs eine Science based Pop und Perkussions-Gruppe, womit sie sich treffend beschreiben.

Die sehr vielfältige Crowd bestand unter anderem aus dem mit Anzug bekleideten fünfzigjährigen Mann, ein Mutter-Tochter-Gespann oder eine ganze Gruppe, die für Altin Gün das Catering übernommen hat. Altin Gün schaffte es nicht von Beginn an, das Publikum zu fesseln. Ob es nun an dem Wochentag lag oder der Liederwahl, die Leute waren zwar gebannt am Zuhören, aber schienen noch nicht vollends abgeholt zu sein. Spätestens beim lebhaften Stück «Vay Dünya» wurde dann eifrig mitgeklatscht und der leichtfüssig gespielte Beat mit den verspielten Synthesizermelodien drang durch. Die im Jahre 2019 für einen Grammy nominierte Band spielten ihre Songs sehr fokussiert vor, die meiste Bedeutung wurde der Musik gegeben. Inmitten des Konzerts trat dann die Sängerin Merve Dasdemir hervor und erklärte uns, dass wir beim Kauf des Albums «Âlem» einen Quadratmeter der Natur schützen. «Âlem» heisst übrigens Universum auf Türkisch.

Die in diesem Jahr veröffentlichten Alben «Yol» und «Âlem» standen deutlich im Vordergrund während ihrer Darbietung, auch wenn sie auch Lieder ab den Alben «On» und «Gece» spielten. Im Vergleich zu vergangenen Konzerten der Band, die in Amsterdam zu Hause ist (wenn nicht auf Tour), drangen ihre Inspirationsquellen aus den 90er-Jahren in ihren Liedern durch, wobei sie sich an spezielle Synthesizermelodien heranwagten. Erdinç Ecevit Yildiz, der Sänger, Saz-Spieler und Keyboardist lieferte an diesem Abend eine starke Performance, vor allem sein Gesang ging unter die Haut und er wurde auch immer wieder ins Licht gerückt. Kurz vor der Zugabe trat dann der Perkussionist Chris Bruining  unerwarteterweise ins Rampenlicht, dies wurde auch erzeugt durch die erhöhte Lautstärke der Perkussionsspur und seinem Eifer an den Bongos. Insgesamt hat Altin Gün den Rhythmus immer aufrechterhalten können. Ihre Zugabe bestand unter anderem aus einem sehr basslastigen Stück. Nach etwas unter einem anderthalb stündigen Set verabschiedete sich die Band unter dem Beifall des Publikums, der wohl noch etwas länger ausgefallen wäre, hätten sie an einem Samstagabend gespielt.

 

Übrigens: Die nächsten Konzerte des oben erwähnten Projekts Silver Firs sind für den 27. November im Royal in Baden und am 8. Januar 2022 im Bad Bonn in Düdingen geplant.

 

Titelbild: Gregory Li

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