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«Weltweiten feministischen Antikriegswiderstand? Den brauchen wir jetzt»3 min read

8. März 2022 3 min read

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«Weltweiten feministischen Antikriegswiderstand? Den brauchen wir jetzt»3 min read

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Weltweit kämpfen Feminist:innen am 8. März gegen patriarchale Unterdrückung und kapitalistische Ausbeutung. Angesichts des Krieges in der Ukraine gilt unsere Solidarität an diesem feministischen Kampftag insbesondere der vom Krieg betroffenen Zivilbevölkerung sowie dem feministischen Antikriegswiderstand, der sich zurzeit in Russland formiert, so das Feministische Streikkollektiv in Luzern. Ein Kommentar des Aktivist:innenkollektivs anlässlich des Feministischen Kampftages.

Ein Gastbeitrag von Miriam* des Feministischen Streikkollektivs Luzern

Angesichts des Krieges gegen die Ukraine zeigte sich vielerorts Widerstand: Zahlreiche Proteste für den Frieden haben in den letzten Tagen stattgefunden, Menschen organisieren sich selbst um solidarische Unterstützung zu leisten und auch in Russland wächst der Widerstand gegen Putins Krieg. Wie unzählige Berichte in verschiedensten Medien zeigen: Antikriegs-Demonstrationen laufen durch die Strassen, Kulturschaffende treten von ihren Posten zurück und die feministische Bewegung Russlands meldet sich zu Wort: In einem Manifest verurteilen sie den Angriff auf die Ukraine und rufen Feminist:innen weltweit dazu auf, sich gegen die militärische Aggression der Putin-Regierung zu wehren.

Feministischer Antikriegswiderstand

Denn eines ist für uns klar: Als Feminist:innen sind wir zwingend gegen alle Kriege oder militärischen Besatzungen. Wir wissen, was Krieg für FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Non-binäre-, Trans- und Agender-Personen) bedeuten: Tod, Gewalt, Armut, Vertreibung, zerstörte und unsichere Leben. Krieg ist unvereinbar mit den Überzeugungen und Zielen unserer feministischen Bewegung. Im Krieg werden Vergewaltigung und sexuelle Gewalt zu Waffen, die verbreiteter sind als Kalaschnikows. Dies zeigen Berichte wie jener der Hilfsorganisation Amnesty International.

Nationalistische, konservative und faschistische Kräfte instrumentalisieren den Krieg, um die Idee einer essentialistischen und patriarchalen Nation zu stärken. Diese reduziert Menschen mit einer Gebärmutter auf die Rolle des zu schützenden Opfers und der reproduktiven Mutter im Dienste der Familie und patriarchalen Institutionen. Krieg verschärft die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und wirft menschenrechtliche Errungenschaften um viele Jahre zurück.

Die feministische Bewegung sei heute eine der wenigen aktiven politischen Kräfte in Russland, schreiben Feminist:innen in Russland in ihrem Manifest. Lange Zeit wurden feministische Gruppierungen von den russischen Behörden nicht als gefährliche politische Bewegung wahrgenommen und waren vorübergehend weniger von staatlicher Repression betroffen als andere politische Gruppierungen. So ist es gemäss dem Magazin Jacobin möglich, dass derzeit mehr als fünfundvierzig verschiedene feministische Organisationen im ganzen Land feministischen Widerstand gegen den Krieg leisten, von Kaliningrad bis Wladiwostok, von Rostow am Don bis Ulan-Ude und Murmansk.

Internationale Solidarität

Auch in Luzern und in der Schweiz wollen wir uns feministischem Antikriegswiderstand anschliessen. Es braucht jetzt zwingend internationale Solidarität. Dazu gehört der sofortige Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine und die Öffnung der europäischen Grenzen für alle Menschen auf der Flucht. Nicht nur für jene mit ukrainischem Pass, sondern für alle Menschen. Nicht nur in Krisenzeiten, sondern immer. Und schliesslich: Eine weltweite Abrüstung, insbesondere von Atomwaffen. Waffen ermöglichen Kriege und in diesen können Menschen nur verlieren. Aufrüstung und Militarisierung als Antwort auf Krieg finden wir grundlegend falsch.

Ein Transparent, das vor einem Jahr die Fassade der Zentral- und Hochschulbibliothek in Luzern zierte mit einem klaren Statement. (Bild: Daria Wechsler)

Die Schweiz und ihre Beteiligung am Krieg

Zum Schluss ein Blick auf die Rolle der Schweiz: Laut der Nachrichtenplattform Swissinfo erfolgen 80 Prozent des russischen Rohstoffhandels über die Schweiz. Das Unternehmen Nord Stream 2 mit dem Anteilseigner Gazprom und den Finanzinvestoren Engie, OMV, Shell, Uniper und Wintershall DEA hat seinen Sitz in Zug. Der Schweizer Finanzplatz fungiert seit Jahrzehnten als Drehscheibe für russische Konzerne und hat so den Aufstieg des russischen Imperialismus mitermöglicht. Das zeigt uns eines klar: Feministischer Antikriegswiderstand muss antikapitalistisch denken.

Zum Schluss bleibt uns zu sagen: Nein zum Krieg gegen die Ukraine! Schliessen wir uns dem feministischen Antikriegs-Widerstand an, verbünden wir uns mit den feministischen und antiimperialistischen Kämpfen in Russland und der Ukraine. Ob Schweiz, Russland oder Ukraine, wir kämpfen Hand in Hand – unser Weg heisst Widerstand!

Titelbild: zVg

*Die Autorin möchte nicht mit ihrem vollen Namen genannt werden.

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