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Willy Guhl – Design mit Funktion3 min read

14. März 2023 3 min read

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Willy Guhl – Design mit Funktion3 min read

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Was macht eine gute Giesskanne aus, wie hält ein Stuhl ohne Leim und gelingt es dir, beim Knoten das Gehirn auszuschalten und mit den Händen zu denken ?

Text von Fiona Odermatt

Die Chancen stehen derzeit gut, im Museum für Gestaltung Zürich alte Bekannte zu treffen. Traktoren, Taschenrechner, Gartenmöbel, Blumentöpfe, Wasserfarbkästen. Die Designs von Willy Guhl und seinen ehemaligen Student:innen sind, zumindest in der Schweiz, allgegenwärtig. In der Ausstellung «Denken mit den Händen» wird die kreative Arbeit von Willy Guhl vorgestellt. Mit spielerischen und interaktiven Elementen wird der Besucher dabei in die Ausstellung miteinbezogen. Wir nehmen euch mit und geben einen kurzen Überblick.

Willy Guhl (1915-2004) begann seine Karriere mit einer Schreinerlehre und besuchte dann die Fachklasse für Innenausbau an der Kunstgewerbeschule Zürich. Nach dem Abschluss arbeitete er weiter in Schreinereien und als Zeichner im eigenen Büro. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen entwarf er ikonische Alltagsobjekte und Möbel. Daneben arbeitete er zunächst als Lehrer der Zürcher Kunstgewerbeschule. Später, als Leiter der Fachklasse Innenausbau, erweiterte er  den Lehrgang, welcher fortan «Innenarchitektur und Produktgestaltung» hiess.

Willy Guhl im Unterricht, Fachklasse für Innenausbau, 1951 © Erben von Willy Guhl

Daran, wie er nicht nur als Designer, sondern auch als Lehrer neue Standards setzte, erinnern sich ehemalige Student:innen von Guhl in einer Videoinstallation gleich neben dem Eingang. «Modelle standen bei ihm stets im Zentrum, an Plänen sei so gut wie nie etwas besprochen worden». Er fügte «Machen» als Teil des Entwurfsprozesses in die Lehre der Kunstgewerbeschule Zürich (heute ZHdK) ein – Denken mit den Händen. Einige dieser Modelle und alte Fotostrecken sind in der Ausstellung zu sehen.

In einem separaten Raum wird die Entstehungsgeschichte der ersten Sitzschalen aus Kunststoff erzählt, die Guhl und sein Bruder 1948  zeitgleich mit dem Amerikaner Charles Eames an einem  Wettbewerb für Low-cost Furniture, ausgeschrieben vom MoMa (Museum of modern Art New York), einreichten. Neben den Plänen gibt es originale und auch nachgeformte Sitze zum Ausprobieren.

Willy Guhl, Strandstuhl, 1954, Eternit AG, Designsammlung, Museum für Gestaltung Zürich, Foto: U. Romito und I. Šuta, Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK © Erben von Willy Guhl

Gleich hinter den Sitzschalen vergleicht Willy Guhl in einem aufgenommenen Vortrag vor Publikum im 90er Jahre Look  das Design verschiedener Giesskannen. Die letzte stellte er kommentarlos in die Reihe zu den anderen. «Diese hier lass ich unkommentiert. Ihr könnt euch vorstellen, was ich dazu sagen würde» . Ich kann mir sehr gut vorstellen, was er gesagt hätte, denn nach seinen Ausführungen schienen mir die Fehler im Design offensichtlich. Dabei habe ich ihm gerade mal eine  Viertelstunde lang zugehört. Eine sehr amüsante Viertelstunde. Die im Vortrag gezeigten Giesskannen und Steinschleudern sind gleich neben dem Bildschirm ausgestellt.

In einem Mitmach-Bereich kann man an einem Tisch dicke Seile knoten, während man die eigenen Hände am Bildschirm betrachtet.  Nach Willy Guhls Methode werden die Besucher:innen dabei eingeladen, das Material mit den Händen zu erforschen.

Das Museum für Gestaltung hat somit einen interessanten Weg gefunden die Arbeitsweise von Willy Guhl einzufangen und an uns Besuchende zu übermitteln. Seine Designs prägten das Bild der Schweiz und seine Art Wissen zu vermitteln begleitet uns auch heute noch.

 

Die Ausstellung «Denken mit den Händen»  läuft bis am 26.03.2023 im Museum für Gestaltung Zürich, am Standort Ausstellungsstrasse 60. Tickets regulär 12.-, ermässigt 8.- Weitere Infos unter: museum-gestaltung.ch

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