Gesellschaft Magazin

Im Überfluss3 min read

23. Mai 2023 3 min read

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Im Überfluss3 min read

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Kennst du das? Die Werbung blitzt dir ins Gesicht, die Sale Plakate sprengen das Schaufenster und alle sind irgendwie so hektisch. Kennst du das? Du schaust dich in deinem Zimmer um und merkst, dass du das meiste eigentlich gar nicht aktiv brauchst und fragst dich, wieso du es damals gekauft hast – kennst du das?

Ein Beitrag von Lilo Röösli

Kreatives Chaos oder so

Ich war überrascht wie viel Zeug sich in meinem Zimmer angesammelt hat. Es fiel mir plötzlich auf, dass mein Zimmer in permanenter Unordnung verharrte – ein kreatives Chaos aus Büchern, Klamotten und anderer Dinge. Also begann ich meine Sachen durchzusehen und mich von allem Überflüssigem zu verabschieden.

«Grümpel usmischte»

Werbung hier, Konsum da.
Der minimalistische Lebensstil ist eine deutliche Antithese zum Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Unsere schnelllebige Zeit lässt viele Menschen nach einem einfacheren Leben sehnen. Dir mal ein paar Atemzüge gönnen, anstelle dich in diesem Tumult hindurch zu drängeln. Ich frage mich: Brauchen wir wirklich immer mehr? Müssen es ständiger Konsum und Überfluss sein?

Ist weniger mehr?

Weniger Dinge und Verpflichtungen können uns helfen, uns auf unsere Werte, Beziehungen und persönlichen Ziele zu konzentrieren. Aber ist denn weniger wirklich mehr?
Viele Menschen würden sagen ja. Weniger Dinge bedeuten irgendwie ja auch weniger Stress, weniger Verantwortung und weniger Entscheidungen. Dies gibt uns mehr Freiheit, sich auf das für uns Wichtige zu konzentrieren. Minimalismus ist auch eine Haltung, die Menschen dazu ermutigen soll das Leben achtsamer zu gestalten. So kann weniger vielleicht wirklich mehr sein.

Die Qual der Wahl

«The Paradox of Choice», Deutsch: das Paradoxon der Wahlmöglichkeiten.

Es bezieht sich auf das Phänomen, dass eine grosse Anzahl von Wahlmöglichkeiten zu Entscheidungsunfähigkeit oder Frustration führen kann. Der Psychologe Barry Schwartz erklärt dies auch in seinem Buch: «The Paradoxon of Choice, why more is less».

Barry Schwartz erzählt, dass obwohl wir glauben, dass mehr Optionen immer besser sind, uns eine zu große Auswahl unglücklicher und unzufriedener macht. Wenn wir zu viele Entscheidungen treffen müssen, kann es dazu führen, dass wir uns schliesslich für nichts entscheiden oder eine suboptimale Wahl treffen.

Wie es manchmal so ist…

Als ich mich mit einer Freundin zu diesem Thema austausche meint sie:

«Ja, also ich kaufe mir etwas und wenn ich es dann wirklich brauche fühlt es sich gut an, aber wen nicht, dann habe ich auch manchmal Schuldgefühle. Irgendwann häuft sich das und ich habe dann richtig viel «Grümpel» in meiner Wohnung liegen, welchen ich eigentlich gar nicht bräuchte. Schlussendlich packe ich alles erneut an seinen alten Platz zurück.»

Mehr als nur Ausmisten

Ganz so einfach ist es dann trotzdem nicht. Obwohl Minimalismus als eine Lebensweise angesehen werden kann und zu einer nachhaltigen Welt beitragen kann, muss er auch kritisch betrachtet werden. Zum Beispiel wird es manchmal als ein Prozess angesehen, der sich nur auf das Wegwerfen von Gegenständen beschränkt anstatt auf die Veränderung des Konsumverhaltens und Gewohnheit.

Denn Kurzfristiger Minimalismus ist keine Lösung für die Konsumprobleme der Gesellschaft. Was er fordert, ist eine Auseinandersetzung mit unseren Konsumgewohnheiten und ein bewusstes Verständnis für die Auswirkungen unseres Konsums auf die Welt um uns herum. Deshalb ist es wichtig die Augen zu öffnen und eine Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen, dem Planeten und den Bedürfnissen der Gesellschaft zu finden, um eine wirklich nachhaltige Zukunft zu schaffen.

100 Gegenstände

Minimalismus kann für jede Person eine andere Bedeutung haben. Für einige mag es reichen, sich von ein paar für sich unnötigen Gegenständen zu lösen, andere minimalisieren es auf maximal 100 Gegenstände. Aber vielleicht kann es auch schon reichen, sich ab und an in seiner Umgebung umzusehen und sich die Frage zu stellen: «Was brauche ich wirklich?»

Bild: Lilo Röösli