Verboten und verführerisch: Der Apfel

Welche Frucht kommt dir zuerst in den Sinn? Wahrscheinlich ist es der Apfel. Er ist mehr als eine Frucht. Er ist ein Symbol für Sünde, Wissen, Schönheit, Verführung und Gefahr.

Autor:in:
Bezzy Wyss
Hinweise:

Ein Apfel ist nie nur ein Apfel. Schon im Märchen wissen wir: Wenn Schneewittchen hineinbeisst, wird aus einer idyllischen Welt eine dramatische Szene. Im Apfel steckt die ganze Spannweite von Sehnsucht und Gefahr. Kein Wunder also, dass Künstler:innen seit Jahrhunderten dieses unscheinbare Obst aufgreifen.

Der Märchen-Apfel: süss und tödlich

Das wohl bekannteste kommerzielle Märchen ist Schneewittchen. Ihre Stiefmutter, eher minder sympathisch, versucht das erst 14-jährige Mädchen loszuwerden, weil es schöner ist als sie. Die Versuche, sie mit einem Kamm zu vergiften und mit einem Gürtel zu ersticken, scheitern. Dann kommt die blendende Idee: Was kann einen Menschen mehr in Versuchung bringen, als ein Apfel? Adam und Eva im Paradies haben ja bewiesen, dass man nicht in der Lage ist, einem Apfel zu widerstehen. So ist auch in der Märchenwelt der Apfel eine Falle. Rot glänzend, makellos. Und giftig. Der Apfel steht für Täuschung: Was perfekt aussieht, ist genau das, was dich zu Fall bringt. Schneewittchen hätte dringend ein «Trust Issues»-Tattoo gebraucht.

Der biblische Apfel: Schuld und Erkenntnis

In der Bibel ist nie explizit von einem Apfel die Rede. Die Darstellung der «verbotenen Frucht» als Apfel hat sich über die Jahrhunderte jedoch etabliert. Eva reicht Adam den Apfel, und die Menschheit stolpert aus dem Paradies. Hier ist der Apfel also nicht nur die pure Verführung, er wird auch zum Symbol für Erkenntnis, Selbstermächtigung – und gleichzeitig für Schuld. In der Kunstgeschichte taucht er daher immer wieder in Szenen der «Vertreibung aus dem Paradies» auf, zum Beispiel bei Lucas Cranach d. Ä.

Der Apfel in der Moderne: Von Cézanne bis Magritte

Im 19. Jahrhundert stapelt Paul Cézanne Äpfel auf Leinwänden wie andere Leute Sneaker im Schuhschrank. In seinen Werken wird er als Zeichen für Form, Farbeund Vergänglichkeit eingesetzt. René Magritte geht noch weiter: Sein überdimensionaler grüner Apfel blockiert in «Der Sohn des Mannes» gleich das ganze Gesicht. Hier ist der Apfel kein Verführungsobjekt mehr, sondern eine irritierende Frage: Was bleibt vom Menschen, wenn wir sein Gesicht nicht sehen? Der Künstler setzte den grünen Apfel auch in anderen Werken als wiederkehrendes Motiv ein, was immer wieder neue Interpretationen hervorbrachte, wofür die Frucht in seinem bekannten Werk denn nun stehe. Vielleicht dafür, dass wir alle am Ende des Tages gleich sind? Dass wir ein Teil der Natur sind? Renè Magritte spielt in verschiedenen Werken mit der Idee des Sichtbaren und des Verborgenen. Über «Der Sohn des Mannes» erklärte Magritte, dass der Apfel ein vertrauter Gegenstand sei, der in unserer Wahrnehmung aufgrund des Rätsels seine geheimnisvolle Qualität enthülle.

Der Apfel heute: Popkultur und Branding

Ob als angebissene Silhouette auf Laptops oder als Emoji im Chat: Der Apfel hat den Sprung aus der Obstschale ins globale Markenuniversum geschafft. Er signalisiert Kreativität, Fortschritt und steht für Wissen, Tech und Lifestyle. Und natürlich für die Self-Care-Illusion, dass ein Apfel am Tag den Arzt fernhalten könne. In einer Welt, in der Bilder mehr zählen als Worte, bleibt der Apfel das perfekte Symbol: simpel, klar – und doch voller Bedeutungsebenen. Von Schneewittchens Gift bis hin zu Apples Markenpräsenz deckt er alles ab.

Der Apfel im Mittelpunkt

Dieser Song spricht für sich. Unbedingt ganz hören. Lohnt sich. $

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