«Frieden – Мир», eine Ausstellung, die spricht, wenn die Worte fehlen

Im Museum Bruder Klaus in Sachseln ist aktuell die Ausstellung «Frieden – Мир» zu sehen. Die Ausstellung zeigt Werke von 19 Kunstschaffenden aus der Ukraine und aus der Schweiz. Der Fokus liegt darauf, was Kunstschaffende mit dem Begriff «Frieden» verbinden und deren Interpretation durch Kunst. Das Museum Bruder Klaus zeigt die Ausstellung bis zum 17. August 2025.

Autor:in:
Fabienne Troxler
Titelbild:
Anna Kakhiani

Im Garten des Museums Bruder Klaus erklingt die ukrainische Hymne, während sich am 13. April rund 200 Gäste zur Vernissage der Ausstellung «Frieden – Мир» versammeln. Gesungen wurde sie vom Chor «Prostir», einem Ensemble, das ausschliesslich aus Ukrainer:innen besteht. Das Ensemble begleitete die Vernissage mit Musik auf Schweizerdeutsch, Ukrainisch und Rätoromanisch. «Mit dieser Ausstellung wollen wir zeigen, was Frieden bedeutet. Wenn wir nicht mehr sprechen können, ist Kunst unsere Sprache.», sagt Tetyana Kalyuzhna. Die in Sachseln wohnhafte ukrainische Künstlerin hat die Ausstellung gemeinsam mit dem Museum co-kuratiert.

«Art is my way of volunteering»

Insgesamt 19 Künstler:innen stellen ihre Werke aus. Einer davon ist Andriy Naboka. Seine Kunst macht auf den Schutz aufmerksam, welchen Ukrainer:innen in der Schweiz erleben. Ursprünglich malt er mit Ölfarbe auf der Leinwand. Ein ehrenamtlicher Einsatz in Lviv machte ihn auf Textilkunst aufmerksam. Seither knüpft er seine Kunst auf dieselbe Art, wie Tarndecken geknüpft werden. Über seine Leidenschaft sagt er: «Art is always protection. It is the protection of the soul». 

Andriy Naboka: «Art is my way of volunteering» Quelle: Fabienne Troxler)

Eine weitere Künstlerin ist Anna Khakiani. Ihr Werk «Migrating Crown» hängt inmitten eines Raumes. Ein Aluminiumring ragt von der Decke. An diesem Ring sind Küchenmesser befestigt. Nur bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass Wörter auf den Messern eingraviert sind. Die Künstlerin hat bestimmte Sätze aus den Selenskyj-Trump-Verhandlungen ausgewählt und auf Deutsch übersetzt. «You have to stand very close to be able to read the phrases. It has something threatening about it», sagt Anna Khakiani.

Phrasen wie «Warum tragen Sie keinen Anzug? Besitzen Sie einen Anzug?» sind auf die Klingen der Küchenmesser graviert (Quelle: Fabienne Troxler)

Bruder Klaus als Friedensbotschafter

Weshalb zeigt das Museum Bruder Klaus die Ausstellung?  Der Museumsleiter Christian Sidler sagt: «Bruder Klaus ist der Friedensbotschafter der Schweiz. So kam die Idee auf, eine Kunstausstellung zum Thema Frieden auszuarbeiten.» Das Museum erhoffe sich, dass sich die Besucher:innen mit dem Thema Frieden auseinandersetzen. Es sei ein zentrales Thema, und das solle nicht vergessen gehen. Leute sollten sich wieder bewusst werden, wie direkt die Menschen von diesem Krieg betroffen seien, sagt Sidler.

Kunst als politischer Vermittler

Lucrezia Omlin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und hat die Ausstellung gemeinsam mit Tetyana Kalyuzhna co-kuratiert. Auf die Frage, was die Ausstellung für das Museum Bruder Klaus bedeute, sagt sie Folgendes: «Es ist eine Möglichkeit, das Thema Frieden mit einem aktuellen Bezug zu beleuchten. Es ist eine Chance, Menschen ausserhalb des Museums eine Stimme zu geben. Wir sehen uns als Vermittler und referieren nicht darüber, was Frieden ist oder wie Konflikte gelöst werden sollen – dafür haben wir keine Antwort. Aber wir können eine Plattform geben.» Sidler sagt, sie seien nicht das Kompetenzzentrum für politische Konflikte, aber er glaube, dass die Kunst vermitteln könne, was es bedeuten würde, wenn man in einem Land lebte, wo die eigene Familie in Gefahr sei.

Arustamian Samvel ist der ukrainische Botschaftsrat. Er sagt, dass die Botschaft nicht nur für politische Themen zuständig sei: «Die Botschaft ist nicht nur für den politischen Dialog verantwortlich, sondern auch für die Ausbildung eines kulturellen Netzwerkes.»

Beziehungen und Vertrauen

Das Museum hat für die Umsetzung der Ausstellung mit Tetyana Kalyuzhna kollaboriert. Lucrezia Omlin sagt über die Zusammenarbeit: «Tetyana Kalyuzhna hat die Kunstschaffenden herbeigezogen. Sie hat geholfen, die Beziehungen zu den Kunstschaffenden aufzubauen und diese zu vermitteln.»

Auf die Frage, wo denn die Kunstschaffenden für die Vernissage wohnen, beginnt der Museumsleiter zu lachen und sagt: «Einige der Kunstschaffenden wohnen bei Tetyana Kalyuzhna, ein paar wohnen bei mir zu Hause und einige sind nur für heute angereist.»

Nebst der Ausstellung finden bis zum 17. August 2025 verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte oder Publikumsdiskussionen zum Thema statt. Die Daten und weiteren Informationen dazu sind auf der Website des Museums zu finden.

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