«Ich bin eine Künstlerin und will das machen, was mir Spass macht»

B-Sides, Tag drei. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und lässt die Waldbühne in einer mystischen Stimmung erscheinen. Für Stimmung auf der Bühne sorgt mit B4YAN eine Vertreterin der lokalen Hiphop-Szene. Frachtwerk traf die Luzernerin nach ihrem Auftritt für ein Interview. 

Autor:in:
Silas Schmuckli
Titelbild:
Silas Schmuckli
Hinweise:

frachtwerk: Wie war dein Auftritt? 

B4YAN: Super, ich fands voll cool! Die Leute waren präsent und haben mitgemacht!  

frachtwerk: Bist du zum ersten Mal am B-Sides? 

B4YAN: Ja, am B-Sides bin ich zum ersten Mal. Aber ich fands super. Viele meiner Kolleginnen kommen aus Kriens und haben mir schon vom B-Sides erzählt und positiv über das Festival berichtet. Und da ich aus Luzern komme, hat es mich besonders gefreut, dass mich das B-Sides angefragt hat – ich finde es mega wichtig, lokale Artists zu supporten. 

 

frachtwerk: Du bist in Jordanien geboren und in Luzern aufgewachsen. Danach gingst du nach Frankfurt. Kannst du uns etwas darüber erzählen?   

B4YAN: Da ich hochdeutsche Musik mache und es in der Schweiz schwierig sein kann, mit Musik auf Hochdeutsch erfolgreich zu werden oder Kontakte zu knüpfen, habe ich für mich als nächsten Schritt entschieden, nach Frankfurt zu gehen. Ich hatte via Instagram bereits ein paar Menschen von dort kennengelernt, ging da ins Studio und lernte so weiter Leute kennen.

 

frachtwerk: Bereits seit einiger Zeit machst du Musik auf Hochdeutsch, hast aber ursprünglich auch auf Schweizerdeutsch gerappt. Was war der Grund für den Wechsel weg von der schweizerdeutschen Sprache? 

B4YAN: Meine ersten Songs waren bereits Hochdeutsch, jedoch war ich in der Sprache noch nicht so geübt und die Texte haben noch nicht so gesessen. Mein damaliger Produzent war nicht wirklich Fan von Hochdeutscher Musik und meinte, ich solle auf Schweizerdeutsch rappen. Ich wiederum war kein Fan von Musik auf Schweizerdeutsch. Ich habe mich also knapp ein Jahr dazu gezwungen, schweizerdeutsche Musik zu produzieren, obwohl es mir kein Spass gemacht hat. Danach wechselte ich den Produzenten, da ich das Gefühl hatte, in meiner Kunst zu stark eingeschränkt zu werden. Denn schlussendlich bin ich eine Künstlerin und will das machen, was ich gerne will und was mir Spass macht. Mein neuer Produzent Eliel hat mich dann auf meinen Weg gebracht und mir gezeigt, was ich auch wirklich machen will. Und so haben wir’s dann auch durchgezogen, so entstand auch die ganze Geschichte mit Frankfurt. 

 

frachtwerk: Du warst in Frankfurt Teil der Talentshow «Rap La Rue». Wie war das so? 

B4YAN: Solche Formate sind ziemlich nice, weil du viel von anderen Leuten lernen kannst, wie sie arbeiten und wie sie schreiben. Ich konnte richtig viele Menschen kennenlernen, mit einigen von Ihnen konnte ich auch bereits Features produzieren. 

 

frachtwerk: Und dann, von der grossen Deutschrap-Welt zurück nach Luzern. Wie war das für dich? 

B4YAN: Voll easy! Ich habe nebenbei die ganze Zeit weiterhin in Luzern gearbeitet und gelebt. Nach Frankfurt ging ich meist einmal im Monat für drei Tage, übers Wochenende oder an ein paar freien Tagen unter der Woche. 

 

frachtwerk: Machte es deinen Gig am B-Sides speziell, dass du ganz in der Nähe aufgewachsen bist? 

B4YAN: Ich spielte in der Vergangenheit bereits in St. Gallen oder in Zürich, die Auftritte waren toll, aber natürlich nicht 'local'. Ich hatte das Schweizer Publikum bisher immer ein wenig kritisiert, weil es nie richtig mitmachen wollte. Aber hier war es anders. Zuerst wusste ich nicht, ob sich die Crowd bei einem Konzert auf der kleinen Bühne beteiligen würde und wie ich genau mit dem Publikum interagieren sollte, da ich das eigentlich nicht so gerne tue. Aber ich war richtig überrascht, das Publikum hat richtig gut mitgemacht. 

 

frachtwerk: Du konntest am Frankfurter Talentförderprogramm «Rap La Rue» teilnehmen und warst Teil des SRF Bounce Cypher 2025. Während du einerseits Hip Hop lebst, spielst du am B-Sides, einem Festival, das nicht in erster Linie für seine Nähe zu Hip Hop bekannt ist. Hast du das gespürt? Unterscheidet sich das Festival zu der Welt, in der du dich sonst bewegst? 

B4YAN: Also, ich sag’s mal so: Ich nehme grundsätzlich jede Buchung an, die ich bekomme. Ich finde es toll, wenn die Leute auf mich aufmerksam werden und denken «Hei, das ist eine Künstlerin, lass Sie uns buchen». Weshalb sollte ich dann nicht gehen? Ist doch egal, ob Hiphop oder nicht! Am Anfang dachte ich auch, dass die Menschen hier vielleicht nicht gerade meinem Zielpublikum entsprechen. Aber sie fanden es trotzdem geil. Dann weiss ich, dass meine Musik trotzdem auch noch andere Zielgruppen erreichen kann, was ich cool finde. Und wie gesagt, am Anfang zweifelte ich daran, ob die Menschen hier meine Musik fühlen würden, ob sie was mit der vielleicht eher speziellen Mischung von Rap und Gesang anfangen können. Aber ich wurde positiv überrascht.  

 

frachtwerk: Das B-Sides gilt mitunter als Ort experimenteller Musik. Verstehst du dich auch als experimentelle Musikerin? Sind B4YAN und das B-Sides deshalb ein Match?

B4YAN: Das ist gut möglich. Nicht jeder versteht meinen Film, den ich gerade lebe. Ich bin sehr authentisch in meinen Texten, vielleicht haben die Booker:innen des B-Sides das erkannt und gedacht, dass sie mich sympathisch finden. (lacht) 

 

frachtwerk: Du wurdest vom Lyrics Magazin als beachtenswerte Newcomerin gehandelt. Was können wir von Dir erwarten? Welche Festivals folgen auf das B-Sides? 

B4YAN: Ich habe noch nichts wirklich Grosses geplant. Im September spiele ich noch in der Reitschule in Bern, danach schauen wir mal weiter. Ich werde erstmal weiter Musik machen und abwarten, ob es allenfalls weitere Formate gibt, bei denen ich mitmachen könnte. 

frachtwerk: Und trotzdem: Hättest du ein Wunschfestival? 

B4YAN: Also eigentlich erwarte ich vom OpenAir Frauenfeld, dass ich bald von Ihnen gebucht werde, da wird diesbezüglich ein wenig geschlafen. Ganz ehrlich: Hallo, ich bin hier, bucht mich doch! Eigentlich wäre die Zeit jetzt reif gewesen. Ich finde, ich bin gerade ein wenig im Hype und es wäre Ihre Chance gewesen, eine Schweizer Künstlerin zu buchen. Es kam noch nicht dazu, aber ich warte weiter. 

frachtwerk: Nächstes Jahr? 

B4YAN: (lächelnd und gleichzeitig ein wenig fordernd) Ja, ich hoffe doch! 

frachtwerk: Besser wäre es. Sonst kannst dann du irgendwann absagen. 

B4YAN: Das wäre natürlich auch ganz hart (lacht). 

 

frachtwerk: Vielleicht noch eine letzte Frage: Das B-Sides gilt für viele Krienser:innen und Luzerner:innen als Auftakt in den (Festival-)Sommer. Hast du einen Tipp, wie wir den Sommer 'überstehen' können? 

B4YAN: Boah, schwierige Frage. Einfach geniessen? Ich geniesse es, wenn die Sonne scheint und bin draussen, bis die Sonne wieder untergeht. Denk daran, im Winter können wir nicht einfach so draussen sein und Dinge unternehmen. Ich zumindest werde im Winter immer voll depressiv. Und was ich auch noch herausgefunden habe: Im Sommer kann ich viel die geileren Songs schreiben. 

frachtwerk: Willst du sonst noch was loswerden?

B4YAN: Eigentlich nicht, ich fands cool hier und es hat mir richtig Spass gemacht. 

frachtwerk: Kommst du nächstes Jahr wieder? 

B4YAN: Gerne. Solange ich gebucht werde, komme ich gerne wieder. (lacht) 

 

Verlosung

Infobox