«Wir wollten uns nicht kleinreden» – Interview mit Soft-Loft-Sängerin Jorina Stamm

Soft Loft gehört zu den aufstrebenden Indie-Bands der Schweiz. Die fünfköpfige Gruppe aus dem Aargau spielt Shows in ganz Europa. Mit Sängerin und Songwriterin Jorina Stamm haben wir über ihr Tourleben und musikalische Ehrlichkeit gesprochen.

Autor:in:
Nora Zihlmann und Fabienne Troxler
Titelbild:
Sam Aebi
Hinweise:

Du und Sarina, habt 2017 als Indie-Pop-Duo unter dem Namen «Ellas» zum ersten Mal Musik veröffentlicht. Heute steht hinter Soft Loft ein fünfköpfiges Kollektiv. Was hat euch zum Namenswechsel und zur Band-Erweiterung bewegt?

Genau deshalb – weil wir als Duo angefangen haben und dann stetig gewachsen sind. Irgendwann war unklar, wer genau «Ellas» eigentlich sind. Nur Sarina und ich? Oder wir alle? Als wir zu fünft fix waren, war klar: Das wird eine Weile so bleiben. Also haben wir, bevor wir unser erstes Album veröffentlichten, entschieden, einen neuen Namen zu finden.

Woher kommt der Name Soft Loft?

Sehr random. Es ist schwer, einen passenden Bandnamen zu finden. Ich habe damals mit meiner Mitbewohnerin in einem Bandnamen-Generator gesucht. Da kam irgendwann das Wort „Soft“. Dann haben wir überlegt, was sich darauf reimt oder gut klingt. Soft Loft sah am besten aus – und damit sind wir zufrieden.

Beschreibt eure Musik in drei Wörtern für Leute, die eure Songs nicht kennen:

Unsere Musik ist melancholisch, aber trotzdem umarmend oder kräftigend. Das waren schon drei. Ja das ist es.

Eure Songs wirken offen, nahbar, aber auch verletzlich. Wie äussert sich das im Entstehungsprozess?

Die Texte sind sehr ehrlich. Es geht oft um Erlebnisse von mir oder Menschen aus meinem Umfeld. Wir wollen zeigen, dass es okay ist, wenn es einem mal nicht gut geht. Unsere Songs sollen begleiten und helfen – das macht sie nahbar.

Ende April ist eure neue EP «Modern Roses» erschienen, was verkörpert diese für euch?

Sie war eine Befreiung. Nach unserem ersten Album – das immer mit dem Druck verbunden ist, sich zu «definieren» – konnten wir bei der EP freier arbeiten. Wir haben einfach drauflos geschrieben, worauf wir Lust hatten. Ohne Erwartungshaltung. Das hat richtig gutgetan.

Ihr seid auf Tour und spielt unter anderem Shows in Berlin, Brighton, Paris oder Amsterdam. Was macht das Touren für euch besonders?

An neuen Orten vor neuen Menschen zu spielen. Es ist ein surreales Gefühl, zum Beispiel in Dänemark aufzutreten und festzustellen, dass da 120 Leute stehen, die unsere Songs kennen und mitsingen. Das ist das, was uns anspornt. Wir wollen an so vielen Orten wie möglich spielen für die Menschen, die unsere Musik hören. Und: Wir sind auch gerne miteinander unterwegs. Es macht Spass. So viele Shows wie möglich ist unser Ding.

Im Tagesanzeiger war 2024 zu lesen, dass du per Instagram Kontakt mit dem Grammy-nominierten Produzenten Gianluca Buccellati aufgenommen hast – ein mutiger Schritt. Würdest du sagen, dass diese Offenheit typisch für eure Arbeitsweise ist?

Absolut. Wir haben uns bei unserem ersten Album vorgenommen, kein Limit zu setzen und einfach offen zu sein, die Produzenten, die wir cool finden, einfach anzuschreiben. Wir wollten uns nicht kleinreden und sind gut gefahren damit, Menschen, die uns inspirieren, einfach anzuschreiben. Egal wie berühmt sie sind. Das hat bisher ganz gut geklappt.

Ihr habt gegenüber dem Tagesanzeiger auch eine USA-Tour als Ziel genannt. Ist das noch aktuell?

Nein, das ist nicht mehr aktuell. Es ist schwierig geworden für Künster:innen aus Europa, in den USA zu spielen, weil die politische Situation unklar und unplanbar ist. Zudem kostet es viel, in den USA zu touren. Deshalb lohnt es sich für uns momentan nicht, so viel zu investieren. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn es einen neuen Präsidenten gibt.

Was ist für euch oder dich das Schönste am Musik machen?

Leute zu connecten und einander durch eine schwere Zeit zu helfen. Zu sehen, dass unsere Musik für jemanden wichtig sein kann, finde ich etwas sehr Schönes. 

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