Das neue Album von den Nerven ist einmal mehr ein wuchtiges Stück voller brachialer Gewalt – musikalisch wie textlich. Dem Trio, bestehend aus Max Rieger, Julian Knoth und Kevin Kuhn, darf man wohl zuschreiben, dass es derzeit das Bedeutungsvollste im deutschsprachigen Raum ist.
Mit ihrer rotzigen Art schreien sie sich in Optima Forma den Leib von der Seele. Und das auf eine Art und Weise, die einen auf den schieren Gedanken kommen lässt, dass es tatsächlich kein Morgen mehr gibt. Und das ist gut so.
Zur Feier des neuen Albums hat sich Julian Knoth Zeit genommen, frachtwerk ein paar Fragen zu beantworten.
frachtwerk: Julian, welche Geschichte erzählt euer neues Album?
Julian Knoth: Die Geschichte einer Band, die seit zwölf Jahren zusammen spielt und sich in einem tollen Raum für vier Wochen trifft, um gemeinsam Musik zu machen. Alles auf dem Album entstand in diesem Zeitraum auf sehr organische Weise. Dazu gehören sowohl Text als auch die Musik.
frachtwerk: Euer neues Album wurde von Kritiker:innen als Soundtrack zum Weltuntergang bezeichnet. Wie müssen wir das verstehen?
Julian Knoth: Wir versuchen das Negative dieser Welt in etwas Wuchtiges und Brachiales, aber zugleich auch Positives zu verwandeln. Und was bleibt uns übrig, als alles herauszuschreien?
frachtwerk: Würdet ihr euch selbst auch als dystopisch veranlagte Nihilisten bezeichnen?
Julian Knoth: Nein, dafür ist unsere Musik zu sehr voller Energie, Leben und Freude. Uns gibt die Musik ein Ventil und die Kraft, mit der Welt umzugehen.
frachtwerk: Wie relevant sind für euch Kritik und Einordnung musikalischen Schaffens überhaupt und was macht ihr daraus?
Julian Knoth: Es hilft, andere Perspektiven einzunehmen - und im besten Fall lernen wir dabei etwas Positives.
frachtwerk: Hoffnung ist trotz allen Weltschmerzes ein existenzieller Bestandteil menschlichen Bestehens. Worin ist in eurer Musik Hoffnung enthalten?
Julian Knoth: In den versteckten schönen Momenten und in der Katharsis.
frachtwerk: Im Vergleich zu bisherigen Veröffentlichungen stehen die vielen problematischen Weltgeschehnisse etwas weniger im Zentrum als auch schon. Viel mehr blickt ihr in euer Inneres und gebt einiges davon preis. Was ist euer innigster Wunsch?
Julian Knoth: Klingt nach Hippiescheiss, aber letztendlich ist es der Wunsch, dass wir alle in Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit leben können.
frachtwerk: Im Herbst geht es auf Tour durch Deutschland, Österreich, Dänemark und die Schweiz. Womit dürfen wir rechnen und worauf freut ihr euch am meisten?
Julian Knoth: Auf eine Setlist mit vielen neuen Songs und dem Besten aus der Diskografie. Wir lieben es, Konzerte zu spielen, also freuen wir uns wohl am meisten auf die Konzerte an sich.
«Wir waren hier» von Die Nerven ist am 13. September 2024 bei Glitterhouse/Indigo erschienen.